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Der Schweizer Schriftsteller Peter Bieri alias Pascal Mercier im Jahr 2013 vor der Berner Filmpremiere „Nachtzug nach Lissabon“.

© dpa/Marcel Bieri

Autor von „Nachtzug nach Lissabon“: Schriftsteller Peter Bieri alias Pascal Mercier ist tot

Durch seinen Roman „Nachtzug nach Lissabon“ erlangte der Autor weltweite Bekanntheit. Nun ist der Schweizer im Alter von 79 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Als Peter Bieri nach seinem Erfolg mit dem Roman „Nachtzug nach Lissabon“ gefragt wurde, in was für einem Zusammenhang sein literarisches Schreiben mit der Philosophie stehe, antwortete er, dass für ihn beides nichts miteinander zu tun habe. Seine Romane seien für ihn „das eigentliche Leben“, das Leben, „in dem ich am meisten bei mir selbst bin und in dem ich die intensivste Art von Gegenwart erlebe“.

Bieri, 1944 in Bern als Sohn eines gescheiterten Komponisten und, wie er selbst einmal sagte, „in eine rigide, kleinbürgerliche Familie geboren“, habilitierte sich 1981 nach einem Studium der Philosophie und Klassischen Philologie in Heidelberg und erhielt dann gleich auch seine erste Professur in Bielefeld. Nach weiteren Stationen in Heidelberg und Marburg übernahm er 1993 den Lehrstuhl für Sprachphilosophie und Analytische Philosophie an der FU in Berlin.

Debütroman „Perlmanns Schweigen“

Zu diesem Zeitpunkt begann er auch, Romane zu schreiben, nicht zuletzt um, wie er es nannte, „den akademischen Spielen“ zu entfliehen und die Grenzen der Philosophie zu überwinden. Sein 1995 unter dem Pseudonym Pascal Mercier veröffentlichter Debütroman „Perlmanns Schweigen“ erzählt nicht zufällig von einem Sprachwissenschaftler, der in eine Sinn- und Arbeitskrise gerät und sich zu einem Plagiat verleiten lässt. Nach einem weiteren, außerhalb des literarischen Betriebs nicht weiter wahrgenommenen Roman, „Der Klavierstimmer“, avancierte Peter Bieri aka Pascal Mercier mit „Nachtzug nach Lissabon“ schließlich zum Überraschungsbestsellerautor.

Der Roman handelt von einem alternden Lateinlehrer, der mitten in einer Schulstunde den Unterricht verlässt und sich nach Lissabon aufmacht, in die Spur eines in den siebziger Jahren verstorbenen portugiesischen Arztes, Amadeu de Prado. Der hatte einst ein Buch geschrieben, das den Lateinlehrer begeistert, mit Sätzen wie „Von tausend Erfahrungen, die wir machen, bringen wir höchstens eine zur Sprache, und auch diese nur zufällig und ohne die Sorgfalt, die sie verdiente“. Sätze wie diese begeisterten ein großes Publikum, überhaupt die Gedankengebäude von de Prado und die Suche nach einem verantwortungsvollen Umgang mit der Freiheit von Pascal Merciers Helden.

Eine weitere Novelle („Lea“) und ein Roman („Das Gewicht der Worte“) folgten. Mehr Aufsehen sorgte Bieri da jedoch schon wieder mit seiner eigentlichen Tätigkeit, etwa einer Vorlesungsreihe zum Thema „Wie wollen wir leben?“) oder mit dem Buch „Eine Art zu leben: Über die Vielfalt menschlicher Würde“, einer Mischung aus philosophischem Denken und Erzählung. Wie jetzt erst bekannt wurde, starb Peter Bieri am 27. Juni in Berlin. Er wurde 79 Jahre alt.

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