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Kultur: Autorenleiche

SCHREIBWAREN Jörg Plath über das Sein und das NichtHaben Ich schreibe gegen Geld. Manchmal verärgere ich auch eine Fee, letzte Woche etwa.

SCHREIBWAREN

Jörg Plath über

das Sein und das NichtHaben

Ich schreibe gegen Geld. Manchmal verärgere ich auch eine Fee, letzte Woche etwa. Aber allzu viele Feen kommen bei mir nicht vorbei, also bleibt mir nur das bezahlte Schreiben. Bei den Künstler-Kollegen ist das ganz anders. Dafür sind bei denen die Überweisungen seltener. Schon Else Lasker Schüler bat: „Wollen Sie mir einen Riesengefallen tun? Geld! Geld! Geld! Geld! Geld! Geld! Geld Geld Geld! Geld Geld Geld!“ Etwas eloquenter dürften sich heute Abend im Literarischen Colloquium (20 Uhr) die Autoren Kathrin Röggla, Michael Kleeberg und Michael Rutschky sowie die Literaturkritikerin Frauke Meyer-Gosau („Literaturen“) über die finanzielle Lage von Literaten äußern.

Wenn Zeitungen und Zeitschriften Schriftsteller für Texte bezahlen, wird irgendwann daraus ein Buch: Bei Katja Lange-Müller heißt es „Die Enten, die Frauen und die Wahrheit“ (Kiepenheuer & Witsch). Wunderbar absichtslose Berlin-Miniaturen finden sich darin und ein Zwiegespräch mit Durs Grünbein über Moskauer Spatzen, die Lenin ähneln. Heute Abend setzen die beiden ihr Gespräch in der Akademie fort (20 Uhr).

In Literaturwerkstatt werden am 13.3. (20 Uhr) zwei Autorinnen vorgestellt, die elegant von den Abgründen des Lebens und des Lebenwollens erzählen: Bei Angelika Klüssendorf („Alle leben so“, S. Fischer) verliebt sich eine junge Frau in einen Schriftsteller, der nicht schreibt – sie hat ihn „für tauglich befunden, ihre Lebensleiche zu sein“. Und Judith Kuckart erzählt in „Die Autorenwitwe" (DuMont) davon, von der großen Liebe verlassen worden zu sein und sich nun mit kleineren bescheiden zu müssen, worüber man sich gern eine Zeitlang täuscht: „Das ist ein Fehler, aber einer mit Hoffnung".

Von solchem Kleinmut hielt Hans-Henny Jahnn nichts. Der hatte ein titanisches Programm. „Wir werden also alles selbst machen müssen“, schrieb er schon vor dem Abitur in sein Tagebuch und wurde Orgelfachmann, Architekturtheoretiker, Landwirt, Gründer einer Glaubensgemeinschaft sowie Schriftsteller. Jan Bürger verspricht, in seiner Jahnn-Biografie „Der gestrandete Wal“ (Aufbau-Verlag) den Meister im Kontext seiner Zeit zu zeigen ( Literaturhaus 14.3., 20 Uhr).

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