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Kultur: Ballett-Chefin Blanca Li verlässt nach nur sechs Monaten Berlin

Blanca Li, die künstlerische Leiterin des BerlinBallett - Komische Oper, hat nach sechs Monaten überaschend ihren Rücktritt eingereicht. Kapitulation nach so kurzer Zeit - das ist einsame Spitze in der neueren Berliner Krisenchronik.

Blanca Li, die künstlerische Leiterin des BerlinBallett - Komische Oper, hat nach sechs Monaten überaschend ihren Rücktritt eingereicht. Kapitulation nach so kurzer Zeit - das ist einsame Spitze in der neueren Berliner Krisenchronik. Ihren Schritt begründete sie mit dem Sparzwängen der Komischen Oper. „Unter diesen nicht ausreichenden finanziellen Rahmenbedingungen kann ich weder für künstlerische Qualität in meinem Bereich noch für die Gesundheit meiner Tänzer garantieren“, erklärte Li, die Berlin bereits verlassen hat. „Ich bin enttäuscht. Berlin als Kulturmetropole hat anderes verdient."

Die Verpflichtung von Blanca Li war die letzte Chance für das Ballett der Komischen Oper - schon ihr Vorgänger Richard Wherlock hatte vorzeitig das Handtuch geworfen. Dass sich hier eine Mesalliance anbahnte, schwante auch denen, die von der Weltläufigkeit und dem Glamour der Spanierin angetan waren. Mit ihrer Eröffnungsarbeit „Der Traum des Minotaurus“ hatte Li für ausverkaufte Vorstellungen gesorgt. Dass ihre ästhetischen Interessen wenig kompatibel mit dem Profil der Komischen Oper sind, deutete sich schon bei dem Flop mit „Borderline“ an. Künstlerische Differenzen zwischen Li und dem Intendanten Albert Kost seien aber keinesfalls der Grund für den Rücktritt Lis, so Pressesprecher Marc Chahin.

Neue choreografische Impulse sind von Blanca Lis Produktionen nicht ausgegangen - so monierten die Kritiker. Die schnelle Kapitulation mag auch auf das Konto ihrer Unerfahrenheit und ihres impulsiven Temperaments gehen. Blanca Li hatte bislang immer frei gearbeitet, sie hat in Paris eine eigene Compagnie etabliert und auch mal für Musikclips choreografiert - ein Paradiesvogel, der gern auf allen Hochzeiten tanzte. Und offensichtlich hat Li schnell ihre „borderline“ erreicht, was die Arbeit an einem schwerfälligen Opernapparat angeht. Der Eklat um das vorzeitige Ausscheiden Lis zeigt aber auch: Die Berliner Verhältnisse vergraulen neue Kräfte. Das kopflose Berliner Ballett taumelt weiter seinem Niedergang entgegen. Über sinnvolle Strukturveränderungen wird unter dem Spardiktat schon lange nicht mehr diskutiert - mit bloßen Personalentscheidungen ist der Krise aber nicht mehr Herr zu werden. Zumal der Imageschaden für Berlin schon jetzt enorm ist.

Für das Ballett der Komischen Oper könnte der Rücktritt Lis nun das endgültige Aus bedeuten. An der Deutschen Oper versucht derweil Intendant Zimmermann, noch zu retten, was zu retten ist - schließlich droht eine Fusion mit dem Ballett der Staatsoper. Sandra Luzina

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