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Stadthalle und Hotel Kongress in Karl-Marx-Stadt in der DDR, heute Chemnitz.

© Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung Erkner, Fotograf unbekannt

Deutsche Architektur vor der Wende: Bauen in Ost und West

Vorsichtige Annäherung bei gleichzeitiger Abgrenzung: Das Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin zeigt die Ausstellung „Zwei deutsche Architekturen".

Im Jahr 2004 erblickte die Frucht einer bereits mehrjährigen Beschäftigung mit der Architektur der alten Bundesrepublik und ebenso der DDR das Licht des Betriebs: die Ausstellung „Zwei deutsche Architekturen 1949–1989“. Konzipiert hatten sie die beiden Historiker Simone Hain (Ost) und Hartmut Frank (West) für das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), das die Ausstellung nach ihren Erstpräsentationen in Hamburg und Leipzig wie üblich ins Ausland verschickte, in diesem Fall in gleich 26 Städte in 13 Ländern. Nun sind die – unterdessen einmal erneuerten – Fototafeln und Grafikschränke endgültig zurückgekehrt, diesmal aber nach Berlin, wo sich wie nirgends sonst im vereinten Deutschland beide Architekturen gleichzeitig betrachten lassen.

13 Jahre sind nur vergangen, und doch scheinen diese Tafeln, die den mühsam austarierten Ost-West-Kompromiss spiegeln, bereits einer fernen Epoche zu entstammen. Nicht gestalterisch; da sind das Ausstellungsdesign und mit ihm das Layout des Katalogs so elegant und zeitlos wie nur je. Aber inhaltlich, bauhistorisch, ist das alles schon eine gute Weile her. Vor allem der Streit, das eifersüchtige Behaupten der je eigenen Modernität. Ständig ging es seinerzeit darum, der DDR-Architektur einen Platz im weiten Feld der internationalen Moderne zuzuschanzen.

Dabei geriet aus dem Blick, dass Architektur im strengen Sinne in der DDR nach der Wende zum industrialisierten Bauen nur noch in Ausnahmefällen möglich war, für Sonder- und Repräsentationsbauten. Das allgemeine Baugeschehen vollzog sich mit dem Baukastensystem der vorgefertigten Platte. Einige der ausgewählten Bauten sind bereits verschwunden, in Ost wie West; etwa das Monstrum des „Technischen Rathauses“ in Frankfurt am Main. So ist die Ausstellung eine Momentaufnahme nicht von 2004, sondern eigentlich von 1989 – ein Dokument der vorsichtigen Annäherung bei gleichzeitiger Abgrenzung. Es lohnt, im Architekturmuseum der Technischen Universität vorbeizuschauen, Ost-West-Nostalgie inbegriffen.

Straße des 17. Juni 150, bis 6. Januar. Vom 23. Dezember bis 2. Januar geschlossen. Eintritt frei.

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