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Kontrollen und Trauerflor. Szene vor dem Festspielhaus bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele.

© dpa/Tim Schamberger

Bayreuth und der rote Teppich: Mehr Sicherheit, weniger Promis

Die Politprominenz fehlte weitgehend bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele in diesem Jahr. Wegen der Attentate der letzten Tage. Anmerkungen über leere Logen, Anstand und Glamour am Grünen Hügel.

Trauerflor an allen Fahnen, die lange Auffahrt zum Grünen Hügel mit Polizeiwagen versperrt. Direkt bei Wagners Festspielhaus vorzufahren, das gehörte mit zu dem Gefühl, prominent zu sein. Dieses Jahr ist das in Bayreuth unmöglich. Wegen der Attentate von Würzburg, München und Ansbach hat Ministerpräsident Horst Seehofer alle Bierzeltbesuche für seine Regierung abgesagt, auch die Eröffnung in Bayreuth mit Uwe Eric Laufenbergs "Parsifal"-Inszenierung fällt für ihn und sein Kabinett flach. Wenn in den „Parsifal“-Pausen eifrig den Bratwürsten und dem Gerstensaft zugesprochen wird, dann diesmal mit weniger Politikern. Abgesehen vom unverwüstlichen Günther Beckstein. Auch finden sich weniger Schaulustige am Gitterzaun ein. Lange Zugangskontrollen? Die Aussicht hat viele abgeschreckt.
Die Politiker-Karten bestellt die Stadt Bayreuth, als Kaufkontingent. Nun wurde sie etliche nicht los, die Zahl 60 kursiert. Die Festspiele boten an, sie in Kommission zu nehmen, als Last-Minute-Tickets für (weniger prominente) Wagner-Fans. Nichts da: „Anstand und Respekt“ verböten den Versuch, die Karten für die frei gewordenen Plätze zu verkaufen, heißt es in einem Statement von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Sie verweist auf Sicherheitsprobleme. Und darauf, dass die Festspiele „nach Kenntnis der Stadt“ keine Warteliste führen. Liste oder Ticket-Nachfragen – Wortklauberei. Bayreuths Beitrag zum neuen „Parsifal“: eine leere Loge.

Enge Holzsitze, alle eng beieinander: Im Saal hat sich der Glamour erledigt

Der harte Kern der Bayreuth-Promis ist aber gekommen. Gloria von Thurn und Taxis, Michaela May und Edgar Selge zum Beispiel, auch um dem beklemmenden Gefühl der letzten Tage zu begegnen. Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters ist da. Was in diesem Jahr fehlt: die Anmutung, dass die Eröffnung nur mit Prominenz funktioniert. Und das rührt, allen tragischen Umständen zum Trotz, an den Kern von Bayreuth. Oben und Unten gibt es nicht im Festspielhaus, viele Stunden eng gedrängt auf Holzsitzen zu hocken, bringt jeden an seine Grenzen, ob berühmt oder nicht. Und zu neuen Erkenntnissen. Das ist die gute Nachricht in all der schmerzlichen Verunsicherung. Wer hingegen den Glamour vor feiner Kulisse mit hochbezahlten Weltstars sucht, wird gar nicht weit weg immer fündig. Bei den Salzburger Festspielen.

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