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Die „Baumschule Kulturforum“ ist ein Projekt der Stiftung St. Matthäus in Zusammenarbeit mit der Neuen Nationalgalerie

© Bernhard Schulz

Begrünung am Berliner Kulturforum: Bäume in Töpfen

Das Berliner Kulturforum zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie soll grüner werden. Ein Anfang ist gemacht: Seit Freitag stehen 80 zusätzliche Bäume auf dem Areal.

Passender hätte das Wetter am Freitagvormittag gar nicht sein können: Ein wolkenloser Himmel, strahlender Sonnenschein, Temperaturen spürbar auf dem Weg zu jenen Rekordmarken, die uns immer häufiger beschieden sein werden. Da heißt es vorsorgen, und ein Anfang ist gemacht: Das Kulturforum wird begrünt. Jedenfalls so nach und nach. 

Das vorgestellte Projekt unter Federführung der Stiftung St. Matthäus und in Zusammenarbeit mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Neuen Nationalgalerie trägt den Titel „Baumschule Kulturforum“. Erläutert wurde es von Hannes Langbein von St. Matthäus, bereits unter schattenspendenden Bäumen, als Demonstration für den praktischen Nutzen des Vorhabens.

Projekt „Baumschule“

An drei Stellen des weitgehend steinernen Areals des Kulturforums werden grüne Inseln angelegt, bestehend aus Bäumen in Töpfen. Gestern wurden die ersten 80 von der Baumschule Loberg gelieferten Bäume an ihre Standorte am Rand der steinern ansteigenden „Piazzetta“ geschafft, ausgewählt und arrangiert von den Landschaftsgärtnern vom atelier le balto. 

Mit denen hat Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie, schon vor 25 Jahren bei den damals von ihm geleiteten KunstWerken in der Auguststraße zusammengearbeitet. Und so wie dort sollen die einmal angelieferten Bäume möglichst auch auf dem Kulturforum dauerhaft bleiben. Das Projekt „Baumschule“ ist zunächst bis Ende 2024 befristet. Für diesen Zeitraum steht eine Million Euro zur Verfügung, 600.000 Euro in diesem und 400.000 Euro im kommenden Jahr.

Silber- und Zitterpappeln

Finanziert wird das Projekt zu 60 Prozent von der Senatskulturverwaltung und zu 40 Prozent von BKM, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Schließlich verursacht das Vorhaben laufende Kosten, so müssen die Bäume gepflegt und natürlich gewässert werden. 

Insgesamt 21 Baumarten haben Véronique Faucheur und Marc Pouzol, die Leiter des atelier le balto, ausgewählt, darunter Esche, Robinie, Ahorn, Ulme, ferner Silber- und Zitterpappel und nicht zuletzt den Honigbaum, was im Hinblick auf die hoffentlich bald angelockten Insekten von Bedeutung ist. Auch die Vögel, die bislang vom Tiergarten übers Kulturforum in die Stadt und vice versa fliegen, sollen hier Station machen.

Stadtverwaldung à la Beuys

Demnächst kommen ähnliche Baumgruppen an der Scharounstraße sowie auf der Rasenfläche vor der Matthäikirche hinzu. Klaus Biesenbach rief den „Tag im Grünen“ in Erinnerung, der im vergangenen Herbst hunderte von Kulturbegeisterten zum gemeinsamen Mahl an Tischen mitten auf der Sigismundstraße versammelt hatte. 

Die Sigismundstraße, die zwischen Neuer Nationalgalerie und der Baustelle des künftigen Museums des 20. Jahrhunderts verläuft, wird in Kürze als Durchgangsstraße gesperrt, weil die Baustelleneinrichtung sich entsprechend ausdehnt, wie Gero Dinter als Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz erläuterte. 2027 soll der Neubau fertig sein. Bis dahin besteht hoffentlich Klarheit über die Zukunft der Straße, unter der eine Starkstromleitung verläuft, deren Instandhaltung dann ohnehin umfangreiche Bauarbeiten erforderlich machen wird. Es ist daran gedacht, so Dinter, die Straße „verkehrsberuhigt“ zu machen und als Autostraße womöglich ganz zu entwidmen. 

Längst gibt es Vorschläge, diesen Straßenraum zu einer Fußgängerfläche zu machen. Jetzt sind aber erst einmal die Bäume dran, als Auftakt zu etwas, das der große Joseph Beuys schon 1982 auf der damaligen documenta 7 in Kassel ins Werk gesetzt hatte: die, wie er es nannte, „Stadtverwaldung“, also mit „d“ statt dem herkömmlichen „t“. 7000 Eichen wollte er in Kassel gepflanzt sehen, und es hat schließlich auch geklappt. Ähnliches ist dem Kulturforum zu wünschen. Ein Anfang ist gemacht. 

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