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Kultur: "Berlin - A century of change": Speiseeis per Motorboot

In den sechziger Jahren hat man die ersten türkischen Arbeiter im damaligen West-Berlin gegrüßt. Ein Blick in den Bildband "Berlin - A century of Change.

In den sechziger Jahren hat man die ersten türkischen Arbeiter im damaligen West-Berlin gegrüßt. Ein Blick in den Bildband "Berlin - A century of Change. Die Gesichter des Jahrhunderts" (Prestel Verlag, München/London/New York 2000. 118 Seiten, 39,80 DM) lehrt einen etwas anderes. Das Foto zeigt türkische Arbeiter in den AEG-Transformatorenwerken in Oberschöneweide bei Berlin im Mai 1917. Wie sie dahin gekommen sind, steht leider nicht in dem Band, den Julia Engelhard, Geschäftsführerin der AKG London zusammengestellt hat. Der Ableger des Archivs für Kunst und Geschichte Berlin wurde 1994 gegründet. So ist es zu verstehen, dass dieser Band englisch-deutsch geschrieben ist. Den einleitenden Essay hat Neal Ascherson geschrieben, der in den Sechziger Jahren Korrespondent des "Observer" in Berlin war. Aus liebevoller Distanz schildert er "seine" Stadt, die er nur als geteilte kannte. Und auch, was das neue Berlin angeht, ist er zurückhaltend. Wohl entstehe viel Neues, doch seien die Trottoirs längst nicht mehr so quirlig und lebendig wie vor dem Krieg. Die Fotos zu den fünf Kapiteln - die Zeit bis 1918, die Weimarer Republik, die Nazi-Zeit, die Ära der Teilung und die neue Hauptstadt - präsentieren Berlin nicht aus der Perspektive der Herrschenden, sondern aus der der Menschen, die die Vielfalt dieser Stadt ausmachen. Da gibt es Bekanntes und Unbekanntes, etwa die Verbrüderung französischer Kriegsgefangener mit deutschen Soldaten 1918 oder das erste Speiseeis-Motorboot auf dem Wannsee 1925. Die fünf Kapitel reflektieren die Geschichte einer Stadt, die im letzten Jahrhundert auch immer ein Stück deutscher Geschichte geprägt hat, mit all ihren Erfolgen und schmerzhaften Brüchen. Die Fotos des neuen Berlins nach 1990 sind alle in Farbe. Die neue Prächtigkeit?

R. B.

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