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Berlinale: Wo sich die Filmwelt trifft

Paris Bar, Borchardt oder Bocca: Berlinale-Stars wie Cate Blanchett oder Robert de Niro haben vertraute Anlaufstellen in Berlin gefunden, an denen sie ihre Abende verbringen. Doch wohin gehen existenzialistisch blickende Filmstudentinnen?

Berlin - Typisch Hollywood! Cate Blanchett und Robert de Niro haben beim Eintrag ins Gästebuch des "Bocca di Bacco" sichtbar alle Größenordnungen gesprengt: de Niros schöne, aber riesige Handschrift benötigt für gerade einmal zehn Worte eine DIN-A3-Seite, Cate schreibt mit deutschen Worten "Strengstens verboten" - ein Verweis auf ihre noch frischen Sprachkenntnisse aus dem Film "The good German". Wie so viele ihrer Branchenkollegen haben die beiden Topstars während der Berlinale eine vertraute Anlaufstelle für die Abende.

Alessandro Mannozzi, den Chef des Nobelrestaurants in der Friedrichstraße, freut das. Denn zu ihm kommen die Größen der Filmwelt ohne Klatschblatt-Geklapper. Da staunt der "Normalgast" schon mal. Eben wenn, wie gerade Cate Blanchett überraschend ins Bocca kam und dort den überraschten Matt Damon bei de Niro am Tisch traf, der vorher überraschend durch die Tiefgarage gekommen war. "Bob ging eher, und Matt rückte rüber zu Cate", berichtet Mannozzi über den weiteren Verlauf des Abends. Diskret verschwinden drei Fotos im Gästebuch, auf denen "Bob" de Niro mit beflecktem Hemd zu sehen ist. Seine Frau soll nicht amüsiert gewesen sein.

Borchardt gilt als erstes Lokal der Berliner Republik

Offensiver agiert um die Ecke in der Französischen Straße das "Borchardt". Gesellschaftsreporter gehen dort ein und aus. Denn es gilt inzwischen derart als erstes Lokal der Berliner Republik, dass die "Berliner Morgenpost" sogar eine 3D-Abbildung der Einrichtung veröffentlichte - mit Tischanordnung und Gästeübersicht. Dabei braucht das Haus keine Werbung. Aber weil sich Hauptsponsor VW am 2. Festival-Tag mit der "People's Night" und seiner Phaeton-Lounge im Hof einquartierte, darf es einmal mehr als gesellschaftliches Zentrum der 57. Berlinale bezeichnet werden.

Weniger aufgeregt gibt sich die West-Berliner Institution "Paris-Bar". Dem Lokal an der Kantstraße halten vor allem die alteingessenen Stars die Treue, während sich gegenüber, im Film-Palast-Delphi die Filmabsolventen treffen. "Bei uns wurden die Premieren für 'Jagdhunde' und 'I was a swiss Banker' gefeiert", sagt Klaus Spiesberger, Geschäftsführer des vorgelagerten "Quasimodo-Clubs". Mit Berlinale-Publikum sei auch sonst "die Bude jeden Tag voll".

Daniel Brühl geht ins Alte Postfuhramt

Der Filmstudent dagegen trifft sich in der "HomeBase Independent Lounge". Wer wissen will, warum die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" die Umbenennung der Berlinale in Bionade kommen sieht, muss diese etwas verlegen gestylte Bar besuchen. Der typische Gast: Bald-Regisseur in Einheitslook - Hemd draußen, Hornbrille, Strubbelhaar nach vorn. Existentialistisch blickende Bald-Regisseurinnen kommen dagegen in den Keller des Filmhauses im Sony-Center. Hier installierte Künstler Marc Siegel die grüne runde "Gosap-Station".

Ebenfalls rund zeigt sich das erstmals aufgestellte Spiegelzelt des European Film Market (EFM). Seit hier Rauchen zumindest stellenweise erlaubt ist, findet die Bar während des abendlichen Kulinarischen Kinos Beifall, während Stars wie Daniel Brühl eher im "Alte Postfuhramt" an der Oranienburger Straße oder im "Hotel de Rome" am Bebel-Platz feiern. Gut, wer eine Lounge gleich sein eigen nennt wie Oliver Berben das "Sopranos". Die Kudamm-Bar war Mittelpunkt der Nacht der Filmfirma Constantin. "Bis früh halb acht", stöhnt eine Mitarbeiterin.

Tee-Bar Samova ist schon zum dritten Mal bei der Berlinale

Von solchen Marathonabenden bleiben die Hörfunker vom RBB-Radio 1 verschont. Ihre "Radio-1-Lounge" im Kino CinemaxX ist täglich Schauplatz der Berlinale. "Wochentags empfange ich von elf bis ein Uhr morgens Gäste", sagt Filmjournalist Knut Elstermann. "Am Wochenende von 21 bis 23 Uhr." Die Show des als "Kino-King Knut" geadelten Cineasten ist dabei live zu erleben - im Café des CinemaxX parterre und eine Etage darüber in der Lounge oder via Internet. "Wir sind wohl der einzige wirkliche Berlinale-Sammelpunkt mittendrin", sagt Elstermann stolz.

An der einfachsten Berlinale-Bar herrscht die "Null-Promille-Regel". Sie nennt sich "Samova", befindet sich auf dem Rang des Gropius-Baus und schenkt nur Tee aus. Die Hamburger wurden bereits zum dritten Mal von der Berlinale gebucht. 19 Mischungen sind am schlichten weißen Tresen im Angebot, sieben werden täglich gesondert präsentiert. In kleinen Sitzgruppen findet der Gast Zeit, bei ein paar aufgebrühten Blättern den Kopf klar zu bekommen. Mit Blick über den EFM und alle jene Vorschauen für Filme, die "demnächst in Ihrem Kino erscheinen". (tso/ddp)

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