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Kultur: BerlinBallett: 240 Beine in der Warteschleife - Der Projektbeauftragte präsentiert sein Konzept

Auf Drängen des Projektbeauftragten für das BerlinBallett, Gerhard Brunner, ist das Konzeptpapier zur Realisierung dieses Ensemble-Verbands nun der Presse zugänglich gemacht worden. "Ausgangspunkt aller Überlegungen zur Schaffung einer neuen Organisationsstruktur ist die Forderung nach Autonomie.

Von Sandra Luzina

Auf Drängen des Projektbeauftragten für das BerlinBallett, Gerhard Brunner, ist das Konzeptpapier zur Realisierung dieses Ensemble-Verbands nun der Presse zugänglich gemacht worden. "Ausgangspunkt aller Überlegungen zur Schaffung einer neuen Organisationsstruktur ist die Forderung nach Autonomie. Ein Blick in die internationale Szene genügt für die Feststellung, dass, Paris ausgenommen, in keinem Operntheater der Welt schöpferisch Nennenswertes (im Tanz, d. Red.) geleistet wird," heißt es dort unmißverständlich.. Heute wird sich Brunner dem Rat der Künste stellen, auch Kultursenator Stölzl will sich dort ein Meinungsbild verschaffen. Flexible, schlanke Strukturen verheißt das Konzept. 120 Tänzer sollen unter dem Dach einer Holding ihre Beine schwingen. Einem Intendanten steht ein zehnköpfiger Stab zur Seite. Vorgesehen sind drei Ensembles, ein großes à 60 Tänzer, dem das klassisch-romantische Repertoire anvertraut ist, und zwei weitere Formationen à 30 Tänzer. Zusätzlich soll ein viertes Ensemble, begrenzt auf 8 Tänzer, installiert werden. Vorbild für die Werkstattgruppe ist die "Groupe de Recherche" an der Pariser Oper. Pro Spielzeit sollen mindestens zehn Neuproduktionen erarbeitet werden.

Mit namhaften Künstlern für Leitungsfunktionen sei er im Gespräch, versichert Brunner. Doch die Kulturverwaltung tritt auf die Bremse. Ende Juni hatte Senator Stölzl den "Bericht zur Bühnenstrukturreform" vorgelegt. "Das Konzept zum BerlinBallett kann man nur im Gesamtzusammenhang diskutieren," verlautet von seiner Pressesprecherin. Zu jüngsten Überlegungen, die drei Opernhäuser unter dem Dach einer Holding zu organisieren, sagt Brunner: "Das BerlinBallett könnte die vierte Säule bilden." Das Budget der drei Ballettensembles sei bereits herausgerechnet. Nun müßten die drei Opernhäuser ihre Zahlen offenlegen. Je länger das Projekt in der Warteschleife kreist, desto mehr sinken freilich die Chancen für eine Lösung, die über den erbrachten Spareffekt hinaus künstlerischen Gewinn verspricht. Und der Widerstand an den Häusern wächst. An der Lindenoper mauert Barenboim. An der Deutschen Oper möchte Interimsballettdirektorin Sylviane Bayard am liebsten allein die Ballett-Geschicke entscheiden. Das Ballett der Komischen Oper befindet sich wieder auf Schlingerkurs, nachdem sein Chef Richard Wherlock den vorzeitigen Abschied angekündigt hat.

Der avisierte Gründungszeitplan für das BerlinBallett ist nicht mehr zu halten.Brunner agiert immer noch ohne Mandat. Wenn nicht endlich notwendige Entscheidungen fallen, dann beschädigt man den Ruf des Projektmanagers und das Image Berlins. Neue Kräfte, die das Berliner Ballett aus dem Aschenputtel-Dasein erlösen, sind rar gesät. Der Stock an unkündbaren Stellen dürfe so Brunner, nicht vergrößert werden; für Tänzer, die sich dem 15. Berufsjahr nähern, sei als Rechtsmodell eine Art Auflösungsvertrag vorgesehen: der sichere, ohne Garantie der Unkündbarkeit, ihre Weiterbeschäftigung für einige Jahre.

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