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Kultur: Berliner Festwochen: Tagebuch: Sendesaal des SFB - Deutsches Symphonie Orchester - Rundfunkorchester

Clown, Weltverbesserer, Homo lundens, Komponist: so porträtiert ein Festwochentermin in der Reihe "Musik der Gegenwart" den Künstler Mauricio Kagel.Da jault der "andalusische" Hund zur Solovioline und bellt der Viola entgegen, so dass ein musikalisches Theater ohne Szene entsteht.

Clown, Weltverbesserer, Homo lundens, Komponist: so porträtiert ein Festwochentermin in der Reihe "Musik der Gegenwart" den Künstler Mauricio Kagel.

Da jault der "andalusische" Hund zur Solovioline und bellt der Viola entgegen, so dass ein musikalisches Theater ohne Szene entsteht. Das "Szenario für Streicher und Tonband" ist als Filmmusik erdacht. Entstanden als TV-Auftragswerk zur Vertonung des Stummfilms "Un Chien Andalou" (1928) von Luis Buñuel, antwortet die Komposition auf die Bildrätsel mit einer eigenen symphonischen Dramaturgie. Wie der Film über reale Bilder zu seinem Surrealismus gelangt, verbindet Kagel absolute Musik mit konkreten Ereignissen über Lautsprecher. Ohne die schockierenden Bilder des Avantgardefilms ist die Partitur eher ein Schmunzelstück aus Ostinato, Klangfarben und dem Gag, dass der Titelhund wörtlich genommen wird.

Im Großen Sendesaal des SFB füllt sich das Podium nach dem Alleingang der Streicher mit opulenter Besetzung des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin für das Konzertstück "Opus 1991" auf, um nach der Pause noch von dem unverzichtbaren Rundfunkchor Berlin überhöht zu werden. Die Sänger und Sängerinnen sind Kagel-erprobt, nicht zuletzt weil sie im Jahr 2000 schon das "Schwarze Madrigal" uraufgeführt haben. In dieser zeitfühligen Hommage an den schwarzen Kontinent wimmeln fremde mit vertrauten Sprachklängen durcheinander. Ähnlich geht es in den "Liturgien für Soli, Doppelchor und großes Orchester" (1990) zu. Aus dem Sprachengewirr von Hebräisch, über Latein bis Deutsch, mit dem Kagel nach einem Besuch Jerusalems auf die Aggressionen des Glaubens in den monotheistischen Religionen reagiert, ragt tröstlich der Tenor (Ian Caley) mit seinen arabischen "Allah"-Rufen hervor. Sonst verirrt sich der Hörer leicht im Dickicht der Klänge, obwohl Kagel darüber wacht.

S. M.

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