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Berliner Opern: Wo ist das Geld geblieben?

Seit den drei Opern in Berlin 20 Millionen Euro mehr pro Jahr zur Verfügung stehen, hat sich das Angebot spürbar verschlechtert. Das war der geäußerte Eindruck der Parlamentarier am Montag, als sich die Spitze der Opernszene zum Rapport im Kulturausschuss antrat.

Als am Montag die Spitze der hauptstädtischen Opernszene zum Rapport im Kulturausschuss antritt, können sich die Politiker mal so richtig als Volksvertreter profilieren: Indem sie nämlich jene Fragen stellen, die auch dem normalen Klassikfan in Zusammenhang mit der Stiftung „Oper in Berlin“ durch den Kopf gehen. Seit den drei Häusern 20 Millionen Euro mehr pro Jahr zur Verfügung stehen, habe sich das Angebot spürbar verschlechtert, so der parteienübergreifend geäußerte Eindruck der Parlamentarier. Staatsoper wie Deutsche Oper haben in dieser Saison ihre geplante Premierenzahl reduziert, für 2010 wird ein Rückgang der Zuschauerzahlen um 160 000, 2011 um weitere 178 000 erwartet.

Peter F. Raddatz, seit 1. September Generaldirektor der Stiftung, sah sich bei seinem ersten Auftritt im Abgeordnetenhaus gleich mit dem massiven Unmut der Parlamentarier konfrontiert – den er auch mit den Hinweis auf die diversen Umzüge die demnächst anstünden, nicht wirklich zu besänftigen vermochte. Sicher, wenn die Staatsoper ins Schillertheater geht und das Staatsballett eine neue Bleibe in der Deutschen Oper findet, wenn zudem die Werkstatt-Standorte in der Charlottenstraße, der Französischen Straße sowie der Chausseestraße zugunsten einer Bühnenservice-Zentrale am Franz-Mehring-Platz geschlossen werden, dann bedeutet das intern viel Zusatzstress. Ob daraus automatisch eine Reduktion des Angebots für die Zuschauer resultieren muss, versahen die Abgeordneten mit einem dicken Fragezeichen angesichts einer Gesamtsubventionssumme von 121,6 Millionen Euro pro Jahr.

Wenn die Staatsoper im Charlottenburger Ausweichquartier weniger Sitzplätze verkaufen könne, kalkulierte Wolfgang Brauer von der PDS, dann müsste das doch bei den beiden lokalen Konkurrenten die Auslastungszahlen in die Höhe treiben: „Bei steigenden Zuwendungen möchten wir kein Besucherminus sehen.“ Mit dem Finger aufs Staatsballett zu zeigen, dem man Spieltage einräumen müsse, empfand selbst Kultursenator Klaus Wowereit als Ablenkungsmanöver, wenn es um den Rückgang des Opernangebots geht: Auch nach Gewährung des Gastrechts an die Tänzer blieben wahrlich genug Termine für die Opern selber frei.

In Zeiten, als es den Bühnen an den Kragen gehen sollte, kartete CDU-Mann Michael Braun nach, hätten die Intendanten im Kulturausschuss „mit Verve“ für ihre Häuser geworben. Gestern dagegen ließen sich sowohl Kirsten Harms wie Andreas Homoki entschuldigen, Staatsopern-Interimsintendant Ronald Adler sowie die Verwaltungsdirektoren der anderen beiden Häuser beließen es bei rechtfertigenden Hinweisen auf innerbetriebliche Zwänge. Am besten schlug sich noch Susanne Moser von der Komischen Oper, denn mit der neuen Bestuhlung samt Displays für den Librettotext in der Lehne ist die Bühne in der Behrenstraße das einzige Haus, in dem mit den Zusatzmillionen vom Senat der Service für die Besucher tatsächlich sichtbar verbessert wurde.

Ganz nebenbei verkündete Wowereit am Montag übrigens eine weitere Etaterhöhung für die Opernstiftung: Obwohl die Musiktheater bereits Vorsorge für kommende Lohnerhöhungen getroffen haben, stellt ihnen der Senat 2,4 Millionen Euro zur Verfügung, wenn ab kommendem Jahr der aktuelle Tarifvertrag endet. Das zuvor für diesen Zweck zurückgestellte Geld, so der Regierende Bürgermeister, könne dann in die künstlerische Produktion fließen. Eine großzügige Geste, die aber nur schwer zu vermitteln ist, wenn gleichzeitig andere erfolgreiche Berliner Kulturproduzenten wie die Tanzkompagnie Sasha Waltz weiterhin auf eine Übernahme in die institutionelle Förderung warten müssen. Frederik Hanssen

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