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Kultur: Berlins DSO spielt in Gedenken an den ersten Chefdirigenten, dem Ungarn Ferenc Fricsay

Gut lässt sich einer großen Vergangenheit gedenken, wenn die Zukunft verheißungsvoll begonnnen hat. So widmet das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ein Mozart-Strauss-Programm im Schauspielhaus seinem ersten Chefdirigenten, dem Ungarn Ferenc Fricsay, der am 9.

Gut lässt sich einer großen Vergangenheit gedenken, wenn die Zukunft verheißungsvoll begonnnen hat. So widmet das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ein Mozart-Strauss-Programm im Schauspielhaus seinem ersten Chefdirigenten, dem Ungarn Ferenc Fricsay, der am 9. August 85 Jahre alt geworden wäre. Das Datum schreit nicht unbedingt nach einer Jubiläumsfeier. Aber das Orchester, damals (1948) "RSO", hat den Namen Fricsay immer hochgehalten als eines der musikalischen Wunder im Nachkriegsberlin. Die Legende hat angefangen, diskret zu verblassen. Das Kränzeflechten wird selbst an Hand der Tondokumente, deren elektrisierende Wirkung noch immer in Staunen versetzt, mit dem Lauf der Zeit nicht leichter. Was aber bleibt, ist der Maßstab: "Das Fricsay-Orchester". Den hat dieser Dirigent gestiftet. Weitergereicht an Maazel, Chailly und Ashkenazy, geht er nun in die Hände von Kent Nagano. Offiziell erst 2000 / 2001, de facto ab sofort übernimmt der Maestro Verantwortung für das DSO, Hoffnungsträger, gestandener Festspielstar.

Da die Orchester in den Abhängigkeiten des Musikbetriebs an ihren Chefs gemessen werden, bedeutet der neue Künstlerische Leiter, dass eine Neuzeit für das DSO ansteht. Eine neue Ausstrahlung ist da, ein Mann für das Publikum. Die Musiker reagieren so motiviert wie die Zuschauer, wenn Nagano das Podium betritt. Fricsays zu gedenken, heißt nach vorn blicken. "Short Ride in a Fast Machine" von John Adams ist ein Bravo-Stück als rechter Auftakt, während an Mozarts g-Moll-Symphonie KV 550 weiter zu feilen wäre: der partiturfixierte Dirigent ist noch zu unfrei, um auszumusizieren, und setzt auf Kontrast vor Innenspannung.

In der Symphonischen Dichtung "Ein Heldenleben" trifft wilhelminisches Selbstbewusstsein auf einen Dirigenten, der auch nicht gerade pathosscheu ist: "Der Held" steht da, und das Orchester gibt der klingenden Bürgerlichkeit des Stückes alle Kraft eines von Nagano beflügelten Strauss-Klangs. Die Aufführung lässt keinen Zweifel daran, dass die Trompetensignale auf "Des Helden Walstatt" zu einer militärischen Opulenz rufen, die kriegsfremd ist. Schlacht im Elfenbeinturm, wo der Held Richard Strauss in seligen Selbstzitaten seine "Friedenswerke" ausbreitet. Kollegialer Platzwechsel am Konzertmeisterpult zwischen Hans Maile und Bernhard Hartog bewirkt, dass diesmal das Violinsolo Hartog zufällt: Bei ihm stellt sich "Des Helden Gefährtin" Pauline de Ahna weniger kapriziös dar als vielmehr mit keuschem Haydn-Ton.

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