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Staunend durch die Fremde. Hector (Simon Pegg) will herausfinden, was die Leute glücklich und unglücklich macht.

© epd

Bestseller-Verfilmung "Hectors Reise": Allein unter Mönchen

Auf der Suche nach der Glücksformel: Peter Chelsom hat François Lelords Bestsellerroman „Hectors Reise“ verfilmt. Mit dem Vollblutkomiker Simon Pegg auf Weltrecherchereise - und mit Veronica Ferres als Esoterik-Trulla.

Glück ist flüchtig. Man kann es in Minuten messen, nicht in Jahren. Vor allem darf man es nie, nie, nie im Munde führen. Denn dann kann es einem gehen wie Hector, der seine Freundin Clara fragt: „Bist du glücklich?“ Clara reagiert entsetzt: „Solch eine Frage kannst du mir nicht stellen.“ Allerdings schneidet sie sich während des Gesprächs ihre Fingernägel, dann fragt sie zurück: „Ist es, weil ich keine Mutter bin?!“ Kurz danach wird Hector von einer älteren Frau in einer Bar angesprochen: „Können Sie mir helfen? Ich möchte einen Penis.“ Es stellt sich heraus, dass die Dame eine Touristin ist. Eigentlich meinte sie: Happiness, Glück. Worauf Hector klarstellt: „Damit kann ich nicht dienen, Glück verspüre ich schon lange nicht mehr.“

Der Film des britischen Regisseurs Peter Chelsom „Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück“ beschert dem Zuschauer anfangs tatsächlich einige Glücksmomente. Das liegt daran, dass sich Chelsom teilweise deutlich von der Vorlage, dem gleichnamigen, im Märchenton gehaltenen Bestseller des französischen Psychiaters und Schriftstellers François Lelord entfernt. Der zotige Witz mit der Ausländerin etwa kommt bei Lelord nicht vor. Außerdem sind die Hauptrollen mit dem knautschgesichtigen Vollblutkomiker Simon Pegg als Hector und der wunderbar zwischen Nervosität und Nachdruck pendelnden Rosamund Pike als Clara großartig besetzt.

Dem Psychiater Hector ist jegliche Lebensfreude abhanden gekommen. Die Geschichten, die ihm seine Patienten erzählen, langweilen ihn. Wenn sie in seiner Londoner Upperclass-Praxis ihre Krisen und Depressionen ausbreiten, malt er Strichmännchen auf seinen Block. Dieser Therapeut ist einigermaßen exzentrisch, aber seine Patienten sind noch schlimmer. Chelsom bietet ein ganzes Kuriositätenkabinett der Bedrückten und Bekloppten auf, darunter – toll spielend – Veronica Ferres als Esoterik-Trulla in wallenden Indien-Gewändern. Hector braucht dringend einen Neuanfang. Deshalb beschließt er, auf Weltreise zu gehen, um herauszufinden, „was die Leute glücklich oder unglücklich macht“. Bald darauf sitzt er mit Survivaloutfit im Flugzeug, neben einem von Stellan Skarsgård dargestellten Manager im Businessanzug.

Es gibt großen Slapstick in "Hectors Reise" - und dünne Thesen

Wie der Kindskopf Pegg dann den Griesgram Skarsgård mit den Geräuschen seiner Jacke während des Langstreckenflugs vom Einschlafen abhält – das ist großer Slapstick. Und die letzte komische Szene des Films. Denn „Hectors Reise“ nimmt Lelords dünne These bitter ernst: Dass es ein Geheimnis des Glücks gäbe, das man bloß entdecken müsse. So stürzt sich Hector mit dem Manager ins Nachtleben von Singapur, meditiert mit tibetanischen Mönchen, freundet sich mit einem Waffenhändler und einem Warlord in Afrika an und lässt sich schließlich von einem kalifornischen Hirnforscher durchleuchten.

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Lohn seiner Mühen sind staunend aufgesagte Zinntellerweisheiten wie „Unglück vermeiden ist nicht der Weg zum Glück“ oder „Glück ist für das geliebt zu werden, was man ist“. Vermeintliches Geheimwissen wabert durch das vor exotischen Kulissen spielende Road Movie, ähnlich wie zuletzt durch Julia Roberts’ Selbstfindungstrip „Eat Pray Love“. „Hectors Reise“ ist ein religiöser Film. Um beglückt das Kino zu verlassen, muss der Zuschauer schon an die Botschaft glauben.

In zehn Berliner Kinos; OV im Cinestar Sony Center, OmU in der Kulturbrauerei und im Rollberg

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