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Kultur: Bewegung in Echtzeit

Sehen Teenager in der ganzen Welt gleich aus? Auf den Bildern von Beat Streuli in der Busche Galerie scheint dies so zu sein.

Sehen Teenager in der ganzen Welt gleich aus? Auf den Bildern von Beat Streuli in der Busche Galerie scheint dies so zu sein.Wer in der Kunst den Kick des Außergewöhnlichen und Spektakulären sucht, wird dort enttäuscht.Gerade das Alltägliche, die genaue Beobachtung des Beiläufigen ist das Besondere an den Arbeiten des in Düsseldorf lebenden Schweizers.

Wohin Streuli auch geht, stets erfolgt seine Annäherung an eine ihm bislang unbekannte Umgebung mittels Foto- und Videokamera.Ob Serien aus Rom, Paris, New York, Glasgow oder den von Busche vorgestellten Farbfotos (2 500 DM bis 12 000 DM) und Videos (800 DM) aus Tarragona und Johannisburg: Für Streuli spiegelt sich die Essenz seiner Erkundungen einer fremden Stadt in den Gesichtern der Menschen auf der Straße.Unbefangen, scheinbar ungezielt, sein Motiv dem Zufall überlassend, geht er ans Werk.Selbst das Verbindende, Gemeinsame, Allgemeingültige in seinen Bildern wirkt wie eine zufällige Entdeckung.

Streuli richtet sein Objektiv mit naiver Unbekümmertheit auf die Passanten.Ohne Anspruch, daß etwas Bedeutungsvolles passiert.Er filmt das Leben auf der Straße, den Bewegungsfluß der Menschen in Echtzeit.Er bleibt einfach stehen und zeigt, wie sie an ihm vorbeigehen.Durch seine Foto- oder Videokamera sehen wir mit seinen Augen.Er zeigt Köpfe und Gesichter von Menschen, die einfach nur in Gedanken versunken oder in Gespräche vertieft sind.

Dabei fragt er: Ist es dasselbe, wenn Menschen rund um den Globus das gleiche tun? Er gibt Denkanstöße zu grundsätzlichen Überlegungen zum Einzelnen in der Masse, Individualität und Identifikation.Jean-Christophe Amman, Direktor des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt, schrieb, Streuli mache das Gegenteil von einem Reportagefotografen, er fotografiere "am Motiv vorbei".Dies sei keine Absicht, sondern eine Haltung.Streuli schwimme flußaufwärts, gegen den Strom (der Bilder).Nicht, um gegen den Strom zu schwimmen, sondern um zu zeigen, was er transportiert und damit letztlich, was den Strom ausmacht.Was Streuli dabei erreicht, ist größtmögliche Nähe und Intensität, die Annäherung an etwas im Medium Fotografie und Video längst verloren Geglaubtes: Authentizität.Streulis Bilder scheinen zu sagen: "Stell Dir vor, das Leben läuft an Dir vorbei und Du nimmst es nicht mehr wahr.Schau hin! Sieh in die jungen, unbekümmerten Gesichter um Dich herum.Du kannst die Gegenwart darin entdecken, vielleicht sogar einen Schimmer von Zukunft!"

Busche Galerie, Bundesallee 32, bis 20.Juni; Dienstag bis Freitag 15-19 Uhr, Donnerstag ab 10 Uhr, Sonnabend 11-14 Uhr.

ELFI KREIS

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