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Kultur: Blühender Zwölfton

Marek Janowski und das RSB in der Philharmonie.

Variationen, Veränderungen – ein weites Feld in der Musikgeschichte, reich bepflanzt, blühende Vielfalt. Mit einem erlesenen Programm unter diesem Motto in der Philharmonie spannt Marek Janowski den Bogen von Haydn zu Schönberg, esoterischer als seine rauschenden Wagner-Strauss-Triumphe, aber auch nicht Geheimbesitz für Gebildete.

Den Vortritt lässt er der russischen Pianistin Yulianna Avdeeva, die 2010 den fabulösen Warschauer Chopin-Wettbewerb gewonnen hat. Ihre Interpretation der f-Moll-Variationen von Haydn geht davon aus, dass die Schwermut, die das Moll-Thema bedingt, von Leuchtkraft überglänzt wird. Hingegeben an den Ernst des Gipfelwerkes, betont sie mit pianistischer Klarheit die Fülle dessen, was Haydn selbst in seinem berühmten Lob des jungen Kollegen Mozart als „größte Kompositionswissenschaft“ bezeichnet hat. Neue Steigerungen erreicht Avdeeva als Solistin der „Sinfonischen Variationen für Klavier und Orchester“ von César Franck, Zugabe inbegriffen.

Auch wenn das Thema nicht von Haydn stammt, bleibt der Brahms-Titel „Variationen für Orchester über ein Thema von Joseph Haydn“ verbindlich. Bei reichlicher Besetzung seines Rundfunk-Sinfonieorchesters modelliert Janowski die Dynamik im Choral-Andante, um von der ersten Variation an die Musik als Vorstudie des Komponisten zur Sinfonie zu begreifen. Besonders schön gelingt das stürmische Hörner-Vivace (Var. VI) mit dem wiegend folgenden Grazioso (VII). Erstaunlich, wie natürlich der Dirigent mit dem RSB die Variationen Opus 31 von Arnold Schönberg musiziert. Das erste Zwölftonwerk des Komponisten für Orchester, groß besetzt, Kompendium des Zwölftons, wird Farbenspiel und Ausdruck. Wenn dann cantus-firmus-artig das b-a-c-h-Thema erklingt, wirkt es in dieser Wiedergabe bewegend wie eine Verneigung. Sybill Mahlke

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