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Kultur: Blumenthal: Jüdisches Museum und Mahnmal verbinden

Michael Blumenthal ist dergleichen gewohnt.Zahlreiche Mikrofone und Fernsehkameras, Blitzlichtgewitter und eine Heerschar von Journalisten rahmten seine gestrige Pressekonferenz zur ersten "offiziellen" Woche des Jüdischen Museums.

Michael Blumenthal ist dergleichen gewohnt.Zahlreiche Mikrofone und Fernsehkameras, Blitzlichtgewitter und eine Heerschar von Journalisten rahmten seine gestrige Pressekonferenz zur ersten "offiziellen" Woche des Jüdischen Museums.Am Freitag erhält der Direktor den Schlüssel des Neubaus von der Bauverwaltung überreicht, und von da an ist der frühere US-Finanzminister Herr im Hause.

Blumenthal begann mit einem Ausblick auf das für den Sonnabend anberaumte Gala-Diner für zahlungskräftige Sponsoren, das sich bereits jetzt als Volltreffer erwiesen hat."Wir sind ausverkauft", rief Blumenthal aus - und daß es ihn freue, "daß der Bundeskanzler uns die Ehre" mache.

Soweit zum Museumsauftakt.Den überwiegenden Teil seiner Ausführungen allerdings widmete Blumenthal dem Holocaust-Mahnmal und der Rolle, die er selbst beim Zustandekommen der jüngsten Vorschläge des Bundeskulturbeauftragten Naumann gespielt hat.Medien-Vollprofi, der er ist, nahm Blumenthal die Fragen vorweg.Er weiß, was die Öffentlichkeit wissen will.

Er habe es seit seiner Ankunft "vermieden, Kommentare zum Mahnmal abzugeben und mich in die Debatte einzumischen." Die Aufgabe, das Jüdische Museum aufzubauen, nehme ihn zur Genüge in Anspruch.Wenn jedoch eine Entscheidung über den vom Bundeskulturbeauftragten, Michael Naumann, gemachten Vorschlag falle, das geplante Holocaust-Mahnmal mit einem Dokumentationszentrum zu verbinden - Blumenthal nannte es ein "Haus der Erinnerung" -, dann sei es "klar, daß dies mit dem Jüdischen Museum koordiniert werden muß".Auch seine Institution sei kein bloßes Museum, sondern werde Archive und Bibliothek einschließen.Für das Dokumentationszentrum hatte Naumann ebendies, und zwar in Gestalt einer Zweigstelle des New Yorker Leo-Baeck-Instituts sowie möglicherweise eine Filiale der Shoah Foundation Steven Spielbergs, vorgeschlagen.Ferner, so Blumenthal, sei eine Koordination mit den Einrichtungen der Stiftung Topographie des Terrors und des Hauses der Wannsee-Konferenz erforderlich."Was sich daraus ergibt, ist die Möglichkeit eines integrierten Komplexes von Einrichtungen, die alle dasselbe Ziel verkörpern, nämlich Erinnerung."

Den neuen Entwurf des amerikanischen Architekten Peter Eisenman, der seinem ursprünglichen Entwurf eines Stelenfeldes für das Holocaust-Mahnmal besagtes "Haus der Erinnerung" hinzugefügt hat (Abbildung auf Seite 1), lobte Blumenthal als "genial".Den Vorschlag der Verbindung beider Einrichtungen nannte er "in allen Einzelheiten klar, konkret und zusammenhängend".Doch zunächst müsse die Entscheidung über diesen Vorschlag getroffen werden, nach derzeitigem Stand vom Deutschen Bundestag.Sollte er dann gebeten werden, weiterhin beratend tätig zu sein, so wolle er dies gerne tun.Seine Rolle bei der Entwicklung des Naumann-Vorschlags spielte Blumenthal als die eines "Vermittlers" herunter.

Auf die Finanzierung des Naumann-Vorschlags angesprochen, wich Blumenthal geschickt mit der Bemerkung aus, er könne sich nicht vorstellen, daß dieses Projekt, das die Unterstützung des Bundeskanzlers habe, nicht finanziert werden würde."Auf einer koordinierten Basis" - kam Blumenthal erneut auf seinen Gedanken der Verzahnung von Jüdischem Museum und "Haus der Erinnerung" zu sprechen - "kann das sehr viel effizienter finanziert werden, weil wir dann nicht zwei Bibliotheken und zwei Archive benötigen." Die Betriebskosten des Jüdischen Museums selbst gab Blumenthal mit voraussichtlich 18 Millionen Mark im Jahr an, von denen jeweils ein reichliches Drittel vom Land Berlin sowie vom Bund, das kleinere dritte Drittel aber durch Sponsorengelder aufgebracht werden solle.

Zur zukünftigen, im Jahre 2001 zu eröffnenden Schausammlung des Museums sagte Blumenthal, es sei dies weder ein Judaica- noch ein Holocaust-Museum.Stattdessen veriwes er auf das Bonner "Haus der Geschichte der Bundesrepublik": So wie dieses solle das Jüdische Museum ein "aufregendes, schönes Museum" sein und eine "Geschichte erzählen".

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