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Kultur: Booker Prize für Howard Jacobson

Ironie des Schicksals: Howard Jacobson sitzt gerade an einem neuen Roman über einen notorisch erfolglosen Schriftsteller – da gewinnt der Brite den diesjährigen Booker Prize. Parallelen zu Jacobsons eigener Karriere drängen sich auf.

Ironie des Schicksals: Howard Jacobson sitzt gerade an einem neuen Roman über einen notorisch erfolglosen Schriftsteller – da gewinnt der Brite den diesjährigen Booker Prize. Parallelen zu Jacobsons eigener Karriere drängen sich auf. Mit seinen 68 Jahren ist der „englische Philip Roth“ zwar seit langem hoch angesehen, die wichtigen Preise blieben jedoch aus. Bis gestern Abend. Nur eine Stunde beriet sich die Jury, dann war die Überraschung perfekt. Als großer Favorit war Tom McCarthy mit „C“ ins Rennen gegangen, auch der zweimalige Gewinner Peter Carey hatte sich mit „Parrot and Olivier in America“ gute Chancen ausgerechnet. Weitere Kandidaten waren „Room“ von Emma Donoghue, Damon Galguts „In a Strange Room“, sowie „The Long Song“ von Andrea Levy.

Mit Jacobsons elftem Roman „The Finkler Question“, der im Herbst 2011 bei der DVA als sein erstes Werk auch auf Deutsch erscheint, konnte sich erstmals ein unverhohlen humoristisches Werk durchsetzen. Es sei weise, witzig und zugleich voller Melancholie – wie ein Lachen in der Dunkelheit, urteilte der Juryvorsitzende Sir Andrew Motion, bis letztes Jahr Poet Laureate des Vereinigten Königreichs. Ein Radioproduzent und sein Schulfreund, ein berühmter jüdischer Philosoph, treffen sich bei ihrem ehemaligen Lehrer und schwelgen in Erinnerungen. An die Zeit, bevor ihre Beziehungen in die Brüche gingen, bevor sie Väter wurden. Es geht um Liebe, Verlust, Männerfreundschaft. Und um die Frage, was es heißt, heute ein Jude in Großbritannien zu sein.

Jacobson, der sich gern als „jüdische Jane Austen“ bezeichnet, ist der älteste Booker-Preisträger seit William Goldings Sieg 1980. Zweimal stand der erklärte Bewunderer von Charles Dickens und Samuel Johnson bereits auf der Longlist. Erst vergangenen Samstag hatte der Londoner Autor und Journalist im „Guardian“ beklagt, dass humoristische Literatur nicht ernst genug genommen werde. Auf die Frage, was er mit den 50 000 Pfund Preisgeld kaufen möchte, antwortete Jacobson in bester Woody-Allen-Manier: „Eine Handtasche für meine Frau – haben Sie bei so einer mal auf’s Preisschild geschaut?“ Daniel Grinsted

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