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Kultur: "Bootmen": Kopf oder Fuß

Das Industriegetöse wird zum Musikgewitter. Steptanz hallt durch die Stahlfabrik.

Das Industriegetöse wird zum Musikgewitter. Steptanz hallt durch die Stahlfabrik. Der australische Regisseur Dein Perry jagt Extreme aufeinander. Schweißt Gegensätze zusammen. Der dunkle Schönling (Adam Garcia) liebt den blonden Traum (Sophie Lee). Sonnenuntergangs-Knutschereien folgen auf Working-Class-Tristesse. Harte Jungs werden vom Herzschmerz erweicht. Und Rugbyspieler fangen zu tanzen an.

Im Melodram wird gern mit solchen Kontrasten gespielt. Die Reibung soll die Herzen entflammen. Doch hier reibt sich nichts, die Handlung schwoft eher müde vor sich hin. "Ganz oder gar nicht", "Billy Eliot" und "Grease" werden verquirlt - ganz ohne Humorzusatz. Es gibt viel Halbstarkengetue, Motorradgeknatter und Macho-Vorurteile, ein am Ende herzensguter Rabenvater tritt auf, und die blonde Prinzessin geht fremd, doch, ja, der Tanz heilt alle Wunden.

Erst als sich die Kamera endlich von den Aufsag-Gesichtern runter auf Stiefelhöhe begibt, fangen auch die Bilder das Tanzen an. Dann darf Steve Mason, der schon Baz Luhrmanns durchgeknalltes Tänzermärchen "Strictly Ballroom" fotografiert hat, seine Kamera hin und her flitzen lassen und wie einen blitzschnellen Kreisel drehen. Dann verführt einen Dein Perry, von Haus aus Bühnenchoreograph, auch im Kino mit seinen erfolgreichen Step-Kreationen. Dann beginnt dieser Film, Spaß zu machen. Aber nur dann.

Julian Hanich

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