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Britpop: Tanzrausch-Alarm

Der Erfolg gibt der Dreistigkeit der Klaxons recht. Am 11.11. treten sie im Postbahnhof auf.

Zum Karrierebeginn gibt es für eine Band verschiedene Strategien, die Aufmerksamkeit der Medien und des Publikums zu erheischen. Künstliche Verknappung der Ware kann ebenso dazugehören wie innovative Kategorisierung. Die Klaxons, nicht zufällig nach einem Hersteller für Luftschutzsirenen benannt, zeigten sich diesbezüglich einfallsreich. Die im Internet und Radio angekündigten Singles „Gravity’s Rainbow“ und „Atlantis to Interzone“, deren bei Thomas Pynchon und William S. Burroughs geborgte Titel außermusikalische Assoziationsangebote für Subkultur-Nerds bereithalten, wurden in rasch ausverkauften Kleinstauflagen vertrieben. So wurde die Begehrlichkeit nach dem ein halbes Jahr später erschienenen Longplayer geschürt.

Zudem waren die vier Londoner clever genug, ihren schmissigen, von Acid-Sirenen, Dancefloor- Beats, Synthie-Klangtupfern und Propellerbässen aufgemöbelten Britpop-Ableger mit dem Label „New Rave“ zu etikettieren. Eine Offerte, die die englische Musikpresse dankbar übernommen hat: Das Debütalbum „Myths of the near Future“ wurde als Initiationswerk eines angeblichen Rave-Revivals bejubelt, in das man rasch andere Bands wie Shitdisco oder Kasabian eingemeindete. Obwohl die Klaxons seitdem betonen, dass Ganze sei eher ein Gag gewesen, gibt der Erfolg ihrer Dreistigkeit recht. Die Platte, im September mit dem Mercury Prize ausgezeichnet, hält sich seit einem Dreivierteljahr in den britischen Charts. Die Konzerte verwandeln sich regelmäßig in kollektive Tanzräusche. Letztlich bilden allerdings erstklassige Songs die Basis für den Erfolg der Klaxons. Ohne Hits keine Party.

Postbahnhof, So 11.11., 21 Uhr, 19 €

Jörg W, er

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