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Diskussion: Bruch-Stücke

Neue Zugänge zum Werk von Heiner Müller.

„Heiner Müller ist ein sehr guter Schriftsteller. Er ist ein Realist, also ein kenntnisreicher Marxist von vieler Unternehmungslust“, lobte 1957 Peter Hacks. 35 Jahre später klang er ganz anders: „Gorbatschow hat mit Heiner Müller das gemeinsam, dass sie außerhalb der Medien überhaupt kein Vorhandensein mehr haben. Ihre gesamte Substanz ist Elektronik. Es gibt sie nicht.“ Und das ist noch eines der netteren Zitate. 2012 nennt man das: produktiver Gegensatz. Über diesen diskutierten beim zweiten „Müllermontag“ im Brecht-Haus mit Janine Ludwig und Ronald Weber zwei Germanisten der jüngeren Generation sowie der Vorsitzende der Heiner-Müller-Gesellschaft Bernd Klaus Tragelehn. Der bremste gleich eingangs: „Erwarten Sie kein Schlachtfeld. Kämpfe von gestern setzen wir nicht fort.“

Die Müller-Gesellschaft wächst und verjüngt sich: Mehr als die Hälfte der rund 100 Mitglieder ist jünger als 40. Geschäftsführerin Anja Quickert ist stolz auf die „Zeitgenossenschaft und Gegenwärtigkeit“. Der monatliche Jour fixe soll Plattform sein für neue Impulse und Perspektiven, „auch aus postkommunistischer Sicht“. Geplant ist ein Schwerpunkt zur Müller-Rezeption in Polen, mit Wojtek Klemm und Barbara Wysocka, die beide Müller dieses Jahr in Breslau uraufführten. Es gibt eine Veranstaltung zur Publikation über die „Mülheimer Fatzertage“. Und ein Abend im Februar gilt der Ehe- und Schreibgemeinschaft mit Inge Müller.

Der nächste „Müllermontag“ soll elektronisch werden. Thema: die Hochzeit von Mensch und Maschine. Müller sagte dazu: „Wenn sich herausstellt, dass die Maschinen die Informationen besser transportieren können als der Mensch, dann muss der Computerforscher oder -spezialist dazu beitragen, dass die Computer die Information übernehmen.“ In dieser neuen Sache namens Internet kann man das sogar liken. Michaela Grimm

Nächster Termin am 28. Januar, Literaturforum im Brecht-Haus, Chausseestraße 125, www.lfbrecht.de.

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