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Alexander Skipis, Geschäftsführers des Börsenvereins des deutschen Buchhandels.

© Mike Wolff

Buchhandel in Deutschland: "Wir meistern die Herausforderung"

Umsatz stabil, aber Kleinverlage in Gefahr: Der Börsenverein bilanziert die Lage des Buchhandels ins Deutschland.

Kleinere Buchverlage in Deutschland stehen vor wirtschaftlichen Problemen, seit sie nach einer Verfügung des Bundesgerichtshofs kein Geld mehr aus den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaft Wort erhalten. „Einigen Verlagen drohen damit Insolvenz und wirtschaftliches Aus“, sagte Alexander Skipis, Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Frankfurt/Main. Bis zu einem Drittel ihres jährlichen Nettogewinns stamme von der VG Wort. Das Urteil gilt rückwirkend bis 2012. „Forderungen könnten sich damit auf etwa 300 bis 350 Millionen Euro summieren“, rechnet Skipis vor. Der Börsenverein erwägt, einen Darlehensfonds für die schlimmsten Fälle einzurichten.

Die Situation der kleineren Verlage ändert nichts daran, dass es dem Buchhandel hier insgesamt gut geht. Laut Skipis und Börsenvereins-Vorstand Heinrich Riethmüller sank der Branchenumsatz 2015 zwar um 1,4 Prozent auf knapp 9,2 Milliarden Euro. Aber in den letzten zehn Jahren habe man die Herausforderungen durch das Internet hervorragend gemeistert und den Umsatz stabil gehalten.

Viele Händler setzen erfolreich auf mehrere Kanäle

In den ersten vier Monaten 2016 ging es wieder um knapp zwei Prozent nach oben. Schlechte Prognosen angesichts einer vermeintlich übermächtigen Konkurrenz wie Amazon seien nicht eingetreten, weil die Händler eine erfolgreiche Multi-Kanal-Verkaufsstrategie fahren und mit dem Tolino ein eigenes erfolgreiches E-Book-Lesegerät entwickelt haben. 80 Prozent der Buchhandlungen hätten eigene Web-Shops. „Amazon steht heute da, wo die Buchbranche vor zehn Jahren stand, festgelegt auf ein Vertriebsmodell, das dem Kunden immer weniger ausreicht“, sagt Skipis. Umgekehrt überlegen jetzt Online-Händler, Läden zu eröffnen.

Trotzdem muss der klassische Buchhandel weiter kämpfen. 2015 sackte der Umsatz um 3,4 Prozent auf gut 4,4 Milliarden Euro ab – ergänzt allerdings um den eigenen Online-Umsatz (rund 400 Millionen Euro). Diese Sparte wird weiter von Amazon beherrscht, nach Schätzungen des Börsenvereins mit einem Anteil von 50 bis 70 Prozent. Aber den Gesamtumsatz dominiert der klassische Buchhandel, mit einem Anteil von gut 48 Prozent. 17,5 Prozent entfallen auf den Internetbuchhandel. Kaum noch eine Rolle spielen Buchgemeinschaften, der Versandbuchhandel und Warenhäuser.

Und die E-Books? Ihr Verkauf steigt nur langsam, 4,5 Prozent beträgt der Umsatzanteil 2015 gegenüber 4,3 Prozent im Vorjahr. „Das ist nicht die erwartete dramatische Entwicklung“, sagt Riethmüller. Er glaubt nicht, dass es zu einem Anteil von 25 Prozent kommt wie in den USA. Zwar stieg der Absatz um rund neun Prozent auf 27 Millionen. Aber der Preis sinkt weiter, um 26 Prozent auf 6,82 Euro im Schnitt – was 2015 zu einem Gesamtumsatz der E-Books von 185 Millionen Euro führte. Vor fünf Jahren kostete ein E-Book im Schnitt noch 10,71 Euro. Aber auch der Ladenpreis für das gedruckte Buch sinkt seit zwei Jahren – auf jetzt 14,59 Euro im Schnitt.

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