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Buchhandel: Lesen und Sparen

Der deutsche Buchhandel verzeichnet ein Umsatzplus. Trotzdem geht das Zittern um – bei Hugendubel in unmittelbarem Zusammenhang mit der Insolvenz von Karstadt/Arcandor.

Von Gregor Dotzauer

An den Zahlen lässt sich nicht rütteln: Das Jahr 2008 brachte dem deutschen Buchhandel mit einem Gesamtumsatz von 9,614 Milliarden Euro ein Plus von 0,4 Prozent. Und die ersten fünf Monate des laufenden Jahres ergeben eine nochmalige Steigerung um 1,4 Prozent. Die Freude, die sich mit dieser Nachricht verbindet, ist allerdings jetzt schon schal. Wenn Gottfried Honnefelder, der Vorsteher des Börsenvereins, verkündet, dass die Weltwirtschaftskrise noch nicht im deutschen Buchmarkt angekommen sei und der Verbraucher „in schwierigen Zeiten offenbar nicht beim Buch“ spare, spricht aus ihm der Berufsoptimismus des Lobbyisten. Als Verleger der Berlin University Press dürfte ihm um die Zukunft seiner schönen Titel weitaus banger sein: Sowenig es den Buchhandel oder die Verlage gibt, existiert das Buch.

Der Reihe nach: Gerade bei den Umsatzriesen, den Filialisten Thalia und Hugendubel, geht das Zittern um – bei Hugendubel in unmittelbarem Zusammenhang mit der Insolvenz von Karstadt/Arcandor. Schon Ende Mai hatte Hugendubels Partner Weltbild angekündigt, ein Fünftel seiner fast 1600 Stellen zu streichen. Das Schicksal der in den Karstadt-Häusern gemeinsam betriebenen Buchhandlungen ist offen. Bei Hugendubel stehen konzernweit rund 400 Stellen – angeblich vor allem im Berliner Raum – zur Disposition, bei der Schwesterfirma Buch Habel nochmals 106. Dem Vernehmen nach soll überdies die ernsthafte Literatur weitgehend aus dem Programm genommen werden.

Das wiederum betrifft die Verlage, die, ob sie nun klein und unabhängig sind oder zu internationalen Konzernen gehören, von den Handelsriesen ohnehin ins Abseits gedrängt worden sind. Die kleinen dadurch, dass sie nicht mehr vorkommen, die großen dadurch, dass sie zu immensen Rabatten gezwungen werden und bis in die Covergestaltung hinein unter Druck stehen. Mit ihren anspruchsvolleren Titeln dringen auch sie oft nicht mehr in die Regale vor.

Die Gleichung Buch gleich Kultur gleich Literatur ist jedenfalls Unsinn. Die aktuellen Bestsellerlisten sind dafür erschütternde Beweise. Statt Auseinandersetzung mit der Gegenwart purer Eskapismus – die Bücher der Vampirromankönigin Stephenie Meyer sind der Inbegriff dieser Entwicklung. Schrumpfen wir uns also ruhig ein bisschen schlauer und hoffen, dass die Krise der gesichtslosen Buchkaufhäuser die Bedeutung der schon oft totgesagten exklusiveren Kleinbuchhandlungen am Ende stärkt. 

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