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Oper: "Tannhäuser" mit Inselkoller

Nichts als Ärger: Katharina Wagner, die neue Bayreuth-Chefin, dürfte ihre Entscheidung mittlerweile bereut haben, kurz vor Beginn ihrer ersten Festspiel-Saison schnell noch einen "Tannhäuser" auf Gran Canaria zu inszenieren.

Jetzt hat Katharina Wagner nicht nur zu Hause Zoff mit den Gewerkschaften – die für Techniker und Bühnenarbeiter neue Vergütungsverträge fordern und mit Streik auf dem Grünen Hügel drohen –, sondern muss sich auch noch mit spanischen Arbeitnehmervertretern herumschlagen. Bei der Generalprobe im Teatro Peréz Galdós in Las Palmas legten die Musiker nach viereinhalb Stunden einfach die Instrumente zur Seite, mitten im dritten Akt. Die gewerkschaftlich vorgesehene Probenzeit war zu Ende. Der Intendant des Opernhauses von Gran Canaria, Juan Cambreleng, hatte es versäumt, eine Sonderregelung auszuhandeln.

Zwischen Cambreleng und Katharina Wagner war das Tischtuch da bereits zerschnitten. Dass die „Tannhäuser“-Regisseurin wichtige Requisiten auf eigene Faust in der örtlichen Ikea-Filiale besorgen musste, mochte noch angehen in dem Haus, das normalerweise keine Eigenproduktionen zeigt und darum in den nur drei Probenwochen das Wort „Improvisation“ mit neuem Sinn erfüllt. Doch bei einer Veranstaltung nannte der Intendant Wagner dann „kapriziös“ und eine „unerfahrene junge Regisseurin, die Erfolge vor allem in der Verwaltung“ habe – ausgerechnet.

Während in Las Palmas die örtliche Presse noch darüber rätselt, ob am Ende nun Tannhäusers Stab librettokonform grünen wird oder nicht, schlagen in Bayreuth die Wogen weiterhin hoch. Gleich nach der Insel-Premiere muss Wagner zurück an die Heimatfront und an den Verhandlungstisch mit der Gewerkschaft Ver.di. Dabei ist sie keinesfalls gegen einen neuen Tarifvertrag: „Ich bin die Erste, die sich darüber freut. Wenn es keinen Vertrag gibt, bin ich diejenige, die zwischen den Fronten steht: Hier die Arbeitnehmer, die mit Recht mehr Geld fordern, und auf der anderen Seite der Verwaltungsrat, der möglichst nicht mehr Geld ausgeben will“, erklärte sie im Gespräch.

Entwarnung für den angedrohten Streik zur Festspieleröffnung mag Katharina Wagner noch nicht geben: „Es ist klar, dass es ein Angebot geben wird für eine sofortige Erhöhung. Aber für einen Tarifvertrag brauchen wir mehr Zeit, da sind so viele Details zu bedenken, die für ein Haus wie Bayreuth speziell verhandelt werden müssen.“ Von der deutschen Gewerkschaft wünscht sie sich diese Verhandlungsbereitschaft: „Wir wollen doch alle, dass es zu einer guten Lösung kommt. Wer eine Vorstellung in Bayreuth bestreikt, muss bedenken, wen er damit trifft. Da kommen Leute, die vielleicht zehn Jahre auf eine Karte gewartet haben.“ Dass auch von Chor und Orchester Drohungen kommen könnten, erwartet Wagner übrigens nicht. „Ich habe viele Signale bekommen, dass man abwartet und gemeinsame Gespräche sucht.“ 

Claus Ambrosius

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