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SPIEL Sachen: Schatten des Theatertreffens

Christine Wahl sucht Auswege aus der grassierenden Geistlosigkeit.

Die hoch geschätzte Regisseurin Andrea Breth konstatierte kürzlich in einem Interview mit der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“ eine grassierende „Geistlosigkeit“. Anders als das kulturkritische Gros ruht sich Breth auf diesem Befund nicht aus, sondern suchte nach Schuldigen. Es sind ausnahmsweise nicht Heidi Klum oder Guido Westerwelle. Sondern: die Theaterkritiker. „Es ist hip, Aufführungen zu favorisieren, die so dilettantisch sind, dass es mir die Schuhe auszieht“, attestierte Breth der Jury des Berliner Theatertreffens. Natürlich hat es seinen Grund, dass Vertreter dieses „vermessenen Berufs“ „nahezu geistesumnachtet“ einen „Mini-Castorf“ nach dem nächsten auf den Thron hieven: „Daran, dass heute nichts verstanden wird, ist auch die Verblödung durch Medien schuld.“ Wer wollte da widersprechen? Wer bezweifeln, dass die meisten froh wären, überhaupt einen „Mini-Castorf“ ausfindig zu machen?

Aber es gibt Auswege. Die richtigen Zeitungen lesen! Und Breth-TV unterstützen! „Eine Inszenierung wie meine vom ,Zerbrochnen Krug‘“, so Breth weiter zum Theatertreffen, „die ... durchwegs hervorragende Kritiken bekam, in der ,Neuen Zürcher Zeitung‘ und der ,Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘ sogar als Aufführung des Jahres bezeichnet wurde, ... wird als altmodisch gesehen und deshalb nicht eingeladen.“ Das Berliner Theatertreffen beginnt am 7. Mai mit „Kasimir und Karoline“ aus Köln. Und wer Breths Kleist vermisst, kann sich ab 27. März im Maxim Gorki Theater mit dem „Zerbrochnen Krug“ in Jan Bosses Regie trösten. Mit Edgar Selge. Auch nicht schlecht.

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