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SPIEL Sachen: Wenn Flora handgreiflich wird

"Die Natur schlägt zurück!", warnt der Theaterdiscounter pünktlich zur Tauwetterphase. Christine Wahl über das Klima und andere Katastrophen.

Mit einem ganzen Programmschwerpunkt will die mittige Off-Bühne das krisenhafte Verhältnis zwischen Mensch und Natur beleuchten. Dabei ist es in Karen Duves „Regenroman“, der am Samstag und Sonntag um 20 Uhr als dramatisierte Tragikomödie unter dem Titel Regen.Fälle auf dem Programm steht, nicht nur die Flora und Fauna, die handgreiflich wird! Neben dem Dauerregen, dem satten Moor und einer Schneckenplage machen dem Hamburger Enddreißiger Leon und seiner frisch Angetrauten Martina, die sich in ein altes Haus in der ostdeutschen Pampa zurückgezogen haben, vor allem die wunderlichen Schwestern Kay und Isadora Schlei zu schaffen. Von der Hamburger Kiezgröße Pfitzner, einem Zuhälter und Ex-Boxer, dessen Biografie der unterdurchschnittliche Schriftsteller Leon für eine sechsstellige Summe schreiben soll, ganz zu schweigen!

Tatsächlich sind es aber weniger die Großwetterlage und der Klimawandel als vielmehr die treffsicheren, bitterbösen Menschenbeobachtungen, die Duves 1999 erschienenes Werk zu einem Genuss machen. Duves Sprachwitz und ihre gnadenlose Perspektive haben sich verständlicherweise schon viele Theater zu eigen gemacht. In Berlin ist neben der Regenstory aus der ostdeutschen Provinz zurzeit auch Duves 2002 erschienener Roman Dies ist kein Liebeslied im Repertoire: Dessen Anti-Heldin Anne Strehlau besteigt zu Beginn einen Flieger nach London, um ihre Jugendliebe Peter Helmstedt zu treffen. Auf der Reise schweift sie zu diversen anderen verkorksten Nichtliebesgeschichten ab, deren jeweiligen (Miss)Erfolgsgrad sie stets von ihrem Körpergewicht ableitet. Im Theater unterm Dach hat die Regisseurin Wenke Hardt am 6. und 7. März um 20 Uhr die Figur der Diätfanatikerin Anne auf zwei Schauspielerinnen verteilt. Und die sprechen garantiert nicht von Klima-, sondern von Beziehungskatastrophen.

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