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Kultur: Bühnen-Budgets: Haare im Haushalt

Alice Ströver von den Bündnisgrünen weiß, warum die Berliner Volksbühne sich so bravourös schlägt: Gabriele Gornowicz führt dort den Haushalt. Und Frauen, sagte Alice Ströver gestern im Unterausschuss Theater, seien nun mal besser im Wirtschaften.

Alice Ströver von den Bündnisgrünen weiß, warum die Berliner Volksbühne sich so bravourös schlägt: Gabriele Gornowicz führt dort den Haushalt. Und Frauen, sagte Alice Ströver gestern im Unterausschuss Theater, seien nun mal besser im Wirtschaften. Frank Castorf widersprach: Auch André Schmitz, der Vorgänger von Frau Gornowicz, sei ein erstklassiger Verwaltungschef gewesen. Die einzige Erklärung für die Solidität des Volksbühnen-Haushalts sei die Haarfarbe. Schmitz und Gornowicz haben beide ziemlich rotes Haar!

So lustig kann es zugehen im Berliner Abgeordnetenhaus, wenn man Frank Castorf um neun Uhr morgens zur Anhörung bestellt. "Es ist sehr früh für mich", muffelte der Volksbühnen-Chef - und hielt dann eine seiner langen Reden über Theater, Film und Internet und Regienachwuchs und Tanztheater. Das Jahr 2000 wird die Volksbühne mit einem kleinen Plus von 50 000 Mark abschließen, der Wirtschaftsplan für 2001 mit einer Deckungslücke von einer Million Mark wurde vom Unterausschuss angenommen.

Wird Castorf seinen Vertrag über 2002 hinaus verlängern? Kultursenator Christoph Stölzl will ihn unbedingt halten. Stölzl würdigte gestern die Bedeutung der Volksbühne für Berlin, war des Lobes voll und räumte ein, dass Castorfs Forderung nach mehr Geld grundsätzlich berechtigt sei. Die Volksbühne bekommt jährlich 26,1 Millionen, das Deutsche Theater 38 Millionen Mark. Da will Castorf hin, sagt aber auch, er wolle nicht sein ganzes Leben an der Volksbühne verbringen. Faktisch greift bereits die Option, nach der sich sein Vertrag im Juli um drei Jahre verlängert hat. Castorf erwartet einen ordentlichen Vertragsabschluss, zu verbesserten Bedingungen. Und dies haben er und die Volksbühne - das sehen auch die Abgeordneten so - redlich verdient.

Für die Schaubühne beschloss der Unterausschuss Zuwendungen in Höhe von 23,25 Millionen Mark. Damit fehlen Direktor Jürgen Schitthelm im nächsten Jahr rund 3 Millionen Mark. Schitthelm bleibt aber zuversichtlich, dass die kommenden Wochen eine Lösung bringen. Sonst müsse er ein Insolvenzverfahren einleiten. Auf Stölzl kommen große Aufgaben zu, von den Opern einmal ganz abgesehen. Er muss Castorf etwas anbieten - und verhindern, dass die neue Schaubühne um Thomas Ostermeier und Sasha Waltz zerbricht.

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