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Kultur: Bundeswehr: Auf Abruf

Mit "fünf Klimmzügen im Ristgriff mit Aushängen" fängt es an und geht ähnlich weiter: Überwinden einer Hindernisbahn in Kampfanzug und Helm in maximal 1:40 Minuten, sieben Kilometer Geländelauf mit 20 Kilo Gepäck in höchstens 52 Minuten, 500 Meter Schwimmen in maximal 13 Minuten. Was wie ein martialisches Trainingsprogramm für Zehnkämpfer klingt, ist der sportliche Teil der Aufnahmeprüfung für das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr.

Von Robert Birnbaum

Mit "fünf Klimmzügen im Ristgriff mit Aushängen" fängt es an und geht ähnlich weiter: Überwinden einer Hindernisbahn in Kampfanzug und Helm in maximal 1:40 Minuten, sieben Kilometer Geländelauf mit 20 Kilo Gepäck in höchstens 52 Minuten, 500 Meter Schwimmen in maximal 13 Minuten. Was wie ein martialisches Trainingsprogramm für Zehnkämpfer klingt, ist der sportliche Teil der Aufnahmeprüfung für das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr. Die wahre Prüfung folgt erst noch. Eine mehrtägige Durchschlage-Übung soll zeigen, ob der Kandidat nicht nur körperlich, sondern auch mental der Richtige für den wohl härtesten Job ist, den die Bundeswehr zu vergeben hat. "Gefragt ist der stille Profi, intelligent, robust und leistungsfähig", hat der Personalwerbechef einmal formuliert.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Umfrage: Haben Sie Angst vor den Folgen des Attentats? Fotos: Die Ereignisse seit dem 11. September in Bildern Fahndung: Der Stand der Ermittlungen Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Auf die stillen Profis im baden-württembergischen Calw könnte bald der Ernstfall zukommen. Das KSK ist eine der wenigen Militäreinheiten der westlichen Welt, die umfassend für Kommandounternehmen gerüstet und ausgebildet ist, von der Geiselbefreiung bis zum Angriff auf Zentren eines militärischen Gegners. Kein Wunder, dass bei der Prüfung der Frage, welchen Beitrag Deutschland zu einem Feldzug gegen den Terrorismus leisten könnte, der Blick auf die Spezialtruppe fiel. "Ich kann mir gut vorstellen, dass das KSK zum Einsatz kommt", sagt ein Militärpolitiker der Koalition. Die Truppe steht auf der informellen Liste jener Optionen, über die deutsche und amerikanische Militärs und Politiker nachdenken. Beschlossen ist ihr Einsatz damit noch lange nicht. Bisher, versichern Leute, die es wissen müssen, liege von den USA keinerlei konkrete Anforderung vor. Umgekehrt gebe es kein konkretes deutsches Angebot, sondern nur Auflistungen theoretischer Möglichkeiten.

Einige wenige davon sind schon konkretisiert. Dazu zählt Sanitätshilfe. In Köln-Wahn steht ein zum fliegenden Lazarett umgerüsteter Airbus der Flugbereitschaft abrufbereit; ein zweiter, noch ohne die "Medevac"-Spezialausrüstung, wartet in Kanada. Andere logistische Unterstützung könnte kurzfristig bereitgestellt werden; vor allem zur Unterstützung einer US-Militäroperation, die über die US-Stützpunkte in Europa wie den Fliegerhorst Ramstein abgewickelt würde. Eher theoretischer Natur sind bislang andere Optionen. Das gilt beispielsweise für einen Einsatz der ECR-Tornados. Die Kampfbomber verfügen als einzige in der Nato über eine Technologie, die die wirkungsvolle Bekämpfung moderner Radar-Luftabwehrstellungen erlaubt. Die ECR-Ausrüstung erkennt die Leitstrahlen solcher Stellungen und nutzt sie, um eine Rakete direkt auf die Radar-Bunker zu lenken. Aber die Reichweite der Maschinen ist begrenzt, ihr Einsatz jenseits von Mitteleuropa nur schwer denkbar.

Ähnlich theoretischer Natur ist vorerst der deutsche Hinweis, dass die Bundeswehr mit den Gebirgsjägern über eine Spezialtruppe für Einsätze in unwegsamen Gegenden verfügt. Der Bündnispartner USA dürfte darauf nach Einschätzung von Fachleuten erst in einem späteren Stadium einer Militäroperation zurückkommen. Einer Operation, wie gesagt, über die bislang nicht einmal die Spitzen der Bundesregierung Genaueres wissen. "Die Amerikaner sagen uns bisher gar nichts", versichert ein Regierungsmann.

So bleibt es vorerst bei Planspielen. In denen aber spielt das KSK eine Rolle. Seit 1996 wird das Kommando aufgebaut, damit nicht noch einmal, wie im Bürgerkrieg in Ruanda 1994, belgische Fallschirmjäger deutsche Zivilisten aus dem umkämpften Kigali evakuieren müssen. Die GSG-9 des Bundesgrenzschutzes hat beim Aufbau ebenso Erfahrungen beigesteuert wie Ausbilder britischer, französischer und amerikanischer Kommandotrupps. Drei der vier geplanten Gruppen zu je 80 Mann - zwei Kommandokompanien und eine Kompanie Fernspäher - sind komplett, eine vierte im Aufbau.

Die ersten Ernstfälle hat die Truppe hinter sich. KSK-Männer waren auf dem Balkan daran beteiligt, Kriegsverbrecher aufzuspüren und zu fassen. Offiziell macht man davon kein Aufhebens. Je stiller es um die stillen Profis bleibt, um so effektiver können sie agieren. Der Verteidigungsminister mag denn auch kein Wort dazu sagen, ob das Kommando Spezialkräfte zum Einsatz kommen soll. Aber einen indirekten Hinweis gibt Rudolf Scharping am Mittwoch doch. Die Bundeswehr solle "bestimmte Fähigkeiten" rascher erhalten als geplant: Informations- und Kommunikationstechnik, Bewaffnung und Ausrüstung sowie die Fähigkeit zum Einsatz in größerer Entfernung von der Heimat. Zwei Einheiten nannte Scharping ausdrücklich: Die Luftlande-Einheiten und das Kommando Spezialkräfte.

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