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Kultur: Carl St. Clair verlässt die Komische Oper

Dass er gehen würde, war klar; wenig überzeugend, die Ergebnisse seiner Arbeit, durchwachsen die Resonanz. Dass er so früh geht, bereits zum Ende der laufenden Saison und damit zwei Jahre vor der Zeit, überrascht.

Dass er gehen würde, war klar; wenig überzeugend, die Ergebnisse seiner Arbeit, durchwachsen die Resonanz. Dass er so früh geht, bereits zum Ende der laufenden Saison und damit zwei Jahre vor der Zeit, überrascht. Carl St. Clair wird sein Amt als Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin im Juli niederlegen, ursprünglich sollte sein Vertrag bis 2012 laufen. Hat die vor allem szenisch missglückte „Fidelio“-Premiere (siehe Tagesspiegel vom 27.4.) das Fass zum Überlaufen gebracht? Gab es Streit, Konflikte, Gleichgültigkeit? „Künstlerische Differenzen“ zwischen dem 57- jährigen texanischen Dirigenten und Intendant Andreas Homoki seien der Grund, lässt das Haus schmallippig erklären. Die Ziele, fügt Homoki hinzu, die bei der Berufung St. Clairs formuliert worden seien, hätten sich nicht umsetzen lassen: „Ich schätze Carl St. Clair als einen außergewöhnlichen und hochinteressanten Musiker und bedauere es sehr, dass wir nicht zusammengefunden haben.“

Wirklich bloß eine Frage der künstlerischen Chemie? St. Clair, zuvor Musikchef in Weimar, hat an der Komischen Oper die Neuproduktionen von Verdis „La Traviata“, Puccinis „La Bohème“, Reimanns „Lear“ und Beethovens „Fidelio“ sowie die Uraufführung von Christian Josts „Hamlet“ betreut. Und er trat mit der Nachfolge Kirill Petrenkos kein leichtes Amt an. In welche Richtung sollte sich das Orchester an der Behrenstraße weiterentwickeln, wie das Ensemble? Petrenko hatte etwas Zuchtmeisterliches, Zwingendes, Unbedingtes, was die Spielkultur im Orchester auf ein ungeahntes Niveau hob. Diese Qualität zu sichern, indem man den Musikern in der Ära nach ihm wieder größere musikalische Freiheiten in Aussicht stellte, war sicher kein schlechter Gedanke. Bei allem mitreißenden Enthusiasmus und Neue-Welt-Charme allerdings scheint Carl St. Clair dafür der Falsche gewesen zu sein. Seine musikalischen Konzepte und Ideen blieben farblos, bisweilen wirkte er auch dirigentisch überfordert.

Andreas Homoki mag sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben: Zum jetzigen Zeitpunkt die Reißleine zu ziehen, ist zweifellos richtig. Am 18. Mai, auf der Jahrespressekonferenz für die Spielzeit 2010/11, wird er mit dem 29-jährigen Patrick Lange – derzeit Kapellmeister an der Behrenstraße – Carl St. Clairs Nachfolger präsentieren. Le.

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