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Kultur: Castor-Transporte: Trittin verteidigt Atomtransporte

Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hat scharfe Kritik aus allen Lagern wegen Atomtransporten nach Frankreich 1998 und 2000 zurückgewiesen. Die Transporte seien keineswegs geheim gewesen.

Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hat scharfe Kritik aus allen Lagern wegen Atomtransporten nach Frankreich 1998 und 2000 zurückgewiesen. Die Transporte seien keineswegs geheim gewesen. Mit dieser Auskunft gaben sich jedoch auch Politiker der Regierungskoalition nicht zufrieden. Die designierte Grünen-Chefin Claudia Roth forderte das Ministerium im ORB-Radio-Eins auf, alle früheren und geplanten Transporte offen zu legen. Auch SPD-Fraktionsvize Michael Müller meinte, es wäre für die Glaubwürdigkeit des Atomausstiegs besser gewesen, wenn das Umweltministerium vorher über die Transporte informiert hätte.

Loske sagte, dass vom Stopp der Transporte, den die damalige Umweltministerin Angela Merkel 1998 erlassen hatte, lediglich Atomkraftwerke betroffen gewesen seien. Von geheim könne keine Rede sein. Der SPD-Politiker Horst Kubatschka sieht dennoch Klärungsbedarf und kündigte eine Debatte im Umweltausschuss des Bundestags an. Der FDP-Energieexperte Walter Hirche beklagte, wenn eine konservative Regierung die Transporte zu verantworten gehabt hätte, hätte Rot-Grün "die halbe Republik mobilisiert". Hier zeige sich die Doppelmoral der Regierung.

Der Transport abgebrannter Brennelemente kann nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz nicht mit den jetzt bekannt gewordenen Transporten von Mischoxid-Brennelementen (Mox) in die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague verglichen werden. Die Mox-Elemente würden auch nicht in Castor-Behältern befördert, weil sie nur schwach radioaktiv strahlten, sagte der Leiter des Präsidialbereichs des Strahlenschutzamtes, Karl Amannsberger, dem "Handelsblatt". Der Präsident der Behörde, Wolfram König, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, da er einen "seit langem geplanten Urlaub antritt".

Amannsberger sagte, die Öffentlichkeit habe grundsätzlich das Recht, über Transporte radioaktiven Materials informiert zu werden. Das Bundesamt müsse sich in diesem Zusammenhang aber keinen Vorwurf machen. "Wir haben die Mox-Transporte in unseren Jahresberichten ausgewiesen. Damit sind wir unserer Informationspflicht nachgekommen." Ammansberger wies darauf hin, dass in Deutschland pro Jahr rund 445 000 Transporte radioaktiver Stoffe stattfänden. "Da können wir nicht jedes Mal eine Presseerklärung veröffentlichen." Er räumte allerdings ein, dass es bei den meisten Fahrten um unspektakuläre radioaktive Fracht aus der Medizin gehe.

brc

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