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Schlingensief

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Christoph Schlingensief: Kunst & Kirche

Christoph Schlingensief ist wieder da. Der Regisseur freut sich nach überstandener Krankheit und seinen bisherigen Erfahrungen mit dem Musiktheater in Berlin, Manaus und Bayreuth auf weitere Arbeiten in der Opernwelt.

Christoph Schlingensief meldet sich nach einer längeren Krankheitspause wieder zurück. Er stellt bei der Ruhr-Triennale in Duisburg ein „Fluxus-Oratorium“ mit dem Titel „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“ vor. Premiere ist am 21. September. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur spricht der 47-Jährige Künstler auch erstmals öffentlich über seine erfolgreich behandelte Krebserkrankung.

Der Regisseur freut sich nach der überstandenen Krankheit und seinen bisherigen Erfahrungen mit dem Musiktheater in Berlin, Manaus und Bayreuth – dort hatte er Wagners „Parsifal“ inszeniert – auf weitere Arbeiten in der Opernwelt, in die die Bildende Kunst seiner Auffassung nach stärker als bisher eingebunden werden sollte. An der Deutschen Oper Berlin hatte im April die Walter-Braunfels-Oper „Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna“ ihre Uraufführung; Schlingensiefs Regieteam setzte seine Visionen erfolgreich um.

Im Landschaftspark Duisburg-Nord probt Schlingensief jetzt für sein „Fluxus-Oratorium“. Dabei wird in einer Halle die Kirche seiner Kindheit aus der unmittelbaren Nachbarschaft nachgebaut. Schlingensief wuchs in Oberhausen auf. Der Regisseur knüpft damit an sein früheres Projekt „Kirche der Angst“ an und verarbeitet dabei sowohl seine Erfahrungen mit der Kirche als auch seine Krebserkrankung, die Anfang des Jahres diagnostiziert worden war. „Das Fremde in mir war vor allem, dass ich zunächst nicht fassen konnte, warum mir das zustößt und ich zunächst nach einer Schuld bei mir selbst suchte.“ Jetzt gehe es ihm wieder gut und er habe große Lust zum Arbeiten und Angebote, unter anderem vom Wiener Burgtheater.

„Es macht wieder Spaß, und ich habe eine große Lebensfreude, auch wenn mich noch immer sehr viele Dinge bedrängen und viele Fragen an Gott, ans Leben, an das Leidwesen unseres Menschsein entstanden sind, die ich mir sonst nie gestellt hätte.“ Im Krankenhaus hat Schlingensief Aufzeichnungen über seine Krankheit gemacht, die in der neuen Duisburger Produktion verarbeitet werden. „Was ich erlebt habe, ist vielleicht so etwas, wie ich mir teilweise einen Krieg oder ein Gefangenenlager, in christlicher Weise die Vorhölle vorstelle. Es relativiert sich vieles im Leben, auch im Kunstbetrieb.“

Er wolle seine Bayreuther Jahre mit der vieldiskutierten „Parsifal“-Inszenierung nicht missen, betont Schlingensief. „Ich bin froh, dass ich das gemacht habe, bei allem Ärger, den es auch gab. Sicher hat mich auch die enge Beschäftigung mit der ständigen Todesnähe im Parsifal-Stoff in vielerlei Hinsicht auf Gedanken gebracht, die ich besser nicht gedacht hätte. Mir erschien es aber damals wichtiger, in die Tiefe zu gehen als auf Oberfläche oder Aktualisierung zu setzen. Für mich war der ,Parsifal’ ein Weltabschiedswerk, und das habe ich sehr ernst genommen. Vielleicht zu ernst.“ dpa/Tsp

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