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CITY Lights: Klang und Bild

Über die Kraft der Bilder wird gern geredet. Die Tonebene im Dokumentarfilm dagegen kommt meist nur dann zur Sprache, wenn es um das gesprochene Wort selbst oder die begleitende Filmmusik geht.

Über die Kraft der Bilder wird gern geredet. Die Tonebene im Dokumentarfilm dagegen kommt meist nur dann zur Sprache, wenn es um das gesprochene Wort selbst oder die begleitende Filmmusik geht. Atmo und Geräusche scheinen dem Laien meist unproblematisch und authentisch. Dabei wird auf der Tonspur viel mehr herumgedoktert als am Bild. Denn es ist die Kontinuität des Klangs, durch die die Glaubwürdigkeit der dokumentarischen Erzählung erst hergestellt wird.

Das ist nur ein Aspekt des faszinierenden Sujets „dokumentarischer Filmton“, den jetzt ein anregender und hervorragend gemachter Band ausbreitet: Ton – Texte zur Akustik im Dokumentarfilm (Verlag Vorwerk 8) versammelt zwei Dutzend Beiträge zum Thema aus der Zeit von 1930 bis heute. Dabei zeigt das am Dienstag von den Herausgebern Volko Kamensky und Julian Rohrhuber im Arsenal vorgestellte Buch überraschenderweise, dass sich viele grundsätzliche Probleme der dokumentarischen Form am Ton griffiger diskutieren lassen als im Visuellen. Kino gibt es an dem Abend mit kürzeren Filmen von Danièle Huillet, Jean Straub, Peter Nestler und Luigi Gianni selbstverständlich auch.

Ums Wortergreifen und Verstummen geht es im fragmentarischen Monumentalfilm Material, für den Thomas Heise Restbrocken früherer Arbeiten und im November 1989 auf Berliner Straßen gedrehte Szenen zum zweieinhalbstündigen Abgesang auf die friedliche Revolution montiert hat (Donnerstag im Zeughauskino). Da steht der Protest gegen die Räumung eines besetzten Hauses neben einem Gespräch über das Theater – und die ersten öffentlichen Artikulationen eigener politischer Positionen neben ihrer baldigen Verzerrung. Egon Krenz’ Floskeln lässt Heise in einer Komposition von Charles Ives untergehent.

Vom Alex auf die Jobmesse in Köln, wohin Dirk Lütters Dokumentarfilm Nicht wie jeder (2009, in Co-Regie mit Carmen Losmann) Management-Aspiranten begleitet, die sich gegenüber potenziellen Arbeitgebern in der Kunst der Selbstvermarktung üben. 2011 wurde der Filmemacher mit dem Spielfilm „Ausbildung“ auch einem größeren Publikum bekannt. Am Sonntag ist er im Lichtblick zu Gast mit drei Kurzfilmen aus den Jahren 2001 bis 2009, die sich allesamt – mal fiktiv, mal dokumentarisch – mit den Anpassungszwängen der neuen Arbeitswelten befassen.

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