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CITY Lights: Ruhm und Ruin

Die Liebhaber von Kurzfilmen sind nicht zu beneiden. Monatelang wird ihnen nichts geboten und plötzlich alles an einem Tag.

Die Liebhaber von Kurzfilmen sind nicht zu beneiden. Monatelang wird ihnen nichts geboten und plötzlich alles an einem Tag. Der 21. Dezember, kürzester Tag des Jahres, ist bundesweit zum Kurzfilmtag ausgerufen worden, nach französischem Vorbild: „Le jour le plus court“ hieß 2011 eine Veranstaltung, die es auf stolze 6000 Vorstellungen brachte. Am ersten deutschen Projekt nun beteiligen sich Gemeinden von Alpirsbach (Baden-Württemberg) bis Zollhaus (Rheinland-Pfalz). In Berlin sind das Arsenal, die Brotfabrik, das Babylon Mitte und das Moviemento dabei; weitere Übertragungen finden in der U-Bahn statt. Das Arsenal zeigt Experimentalfilm-Klassiker wie Maya Derens Ritual in Transfigured Time (1946) und Eye Myth Educational (1972) von Stan Brakhage, während in der Brotfabrik israelische Produktionen auf dem Programm stehen, darunter Natali Cohen Vaxbergs provokanter Essay How Would You Manage without the Holocaust? (www.kurzfilmtag.com).

Die kommende Berlinale-Retrospektive ist deutschen Künstlern gewidmet, die 1933 fliehen mussten und das US-Kino bereichert haben. Wobei vor lauter Umwandlung von Leidens- in Erfolgsgeschichten manchmal jene Künstler in Vergessenheit geraten, die sich in Hollywood nicht etablieren konnten oder – schlimmer noch – es gar nicht bis dorthin schafften. Schon seit längerem erinnern die Eva-Lichtspiele an jüdische Komiker, die vom Fernsehen und vom DVD-Markt ignoriert werden: Ball im Savoy (Mittwoch) vereinigt mehrere von ihnen: Otto Wallburg, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde, sowie Felix Bressart und die Sopranistin Gitta Alpar. Stefan Szekely hat diese Verwechslungskomödie über einen Adligen, der mit einem Kellner die Rolle tauscht, 1934 in Wien inszeniert, wo es offiziell kein Berufsverbot für Juden gab. Indirekt aber doch: Das österreichische Kino brauchte Deutschland als Absatzmarkt, und Filme mit sichtbarer jüdischer Präsenz kamen dort nicht durch die Zensur.

Man kann solche Filme nicht arglos genießen, ohne sich die Tragödien hinter den Kulissen zu vergegenwärtigen. Das gilt auch für George Cukors Musical A Star Is Born (1954): Ausgerechnet Judy Garland, der kaputteste Hollywoodstar neben Marilyn Monroe, verkörpert ein naives Mädchen vom Land, das in der Filmmetropole Karriere macht. Der seinerzeit verstümmelte Film ist in der ursprünglichen 184-Minuten-Fassung zu sehen (Sonntag im Arsenal). Nur wenige Filme sind so exakt durchkomponiert wie dieser. Kein Detail wurde farblich dem Zufall überlassen. Leider stiegen dadurch auch die Kosten ins Unendliche, und so zählt „A Star Is Born“ trotz seiner Popularität zu den großen Verlustgeschäften in der Geschichte Hollywoods.

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