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CITY Lights: Speer und Spitze

Monarchie geht immer: Schon die Berlinale präsentierte gleich zwei Filme, die an Königshäusern spielen und weiterhin in unseren Kinos laufen („Die Königin und derLeibarzt“, „Leb wohl, meine Königin“) – und jetzt auch noch der Medienrummel um das Thronjubiläum der Queen, die sich ebenfalls bereits als Leinwandheldin bewährt hat. In kaum einem anderen Genre lässt sich so gut Privates wie Politisches vereinen wie im Königs- oder besser Königinnenfilm: Frauen auf dem Thron besitzen deutlich mehr Glamour als Männer, und ihre Position ist weniger sicher, die Spannung somit höher.

Monarchie geht immer: Schon die Berlinale präsentierte gleich zwei Filme, die an Königshäusern spielen und weiterhin in unseren Kinos laufen („Die Königin und derLeibarzt“, „Leb wohl, meine Königin“) – und jetzt auch noch der Medienrummel um das Thronjubiläum der Queen, die sich ebenfalls bereits als Leinwandheldin bewährt hat. In kaum einem anderen Genre lässt sich so gut Privates wie Politisches vereinen wie im Königs- oder besser Königinnenfilm: Frauen auf dem Thron besitzen deutlich mehr Glamour als Männer, und ihre Position ist weniger sicher, die Spannung somit höher. Bei Madame Dubarry (1919) weiß man zwar, dass die Geschichte auf dem Schafott endet, aber man will es zunächst kaum glauben, denn Ernst Lubitsch entwickelt die Geschichte einer Pariser Wäscherin, die zur Geliebten des Königs von Frankreich aufsteigt, im Ansatz als erotische Komödie (Sonntag im Zeughauskino). Es gibt sogar Szenen wie aus einer Farce von Georges Feydeau – etwa als Pola Negri versucht, ihre Liebhaber voreinander zu verstecken. Umso mehr schockiert das blutige Finale.

Einen anderen Ansatz wählte Josef von Sternberg für seinen Film über Katharina die Große. The Scarlet Empress (1934) ist weder Komödie noch todernstes Drama. Sondern ein surrealer Kostümfilm mit einem spöttischen Ton (Dienstag im Zeughauskino). In mehreren brenzligen Situationen schmunzelt Marlene Dietrich souverän vor sich hin; nichts kann diese Frau aus der Ruhe bringen. Als ihr Ehemann, der neurotische Zar Peter, sie mit einem Speer bedroht, steckt sie ein Seidentuch auf dessen Spitze und schiebt den Speer beiseite – einer von vielen bizarren Momenten, die das Publikum damals verstörten. Für das Happy End posiert sie nicht mit einem Mann, sondern einem Pferd an ihrer Seite.

Und wie ungewöhnlich erst Erich Engels’ auf einem realen Fall basierender Kriminalfilm Dr. Crippen an Bord(1942)! Dr. Crippen war der erste Verbrecher, der mithilfe der drahtlosen Kommunikation verhaftet werden konnte (Mittwoch in den Eva-Lichtspielen). Crippen hatte seine Frau umgebracht, ihren Körper zerteilt und auf seinem Londoner Grundstück vergraben; als die Polizei ihm auf die Schliche kam, floh er mit seiner Geliebten, die sich als Junge verkleidete, ins Ausland. Ungewöhnlich ist der Film wegen der einfühlsamen Darstellung der Hauptfigur: Rudolf Fernau wirkt als Gattinnenmörder mehr ängstlich als bedrohlich, und der Schauspieler scheint seine Figur zu verteidigen. Dass so etwas im NS-Kino möglich war, lässt sich nur mit der Geringschätzung des Kriminalfilms erklären, der keine „volkserzieherische Wirkung“ haben musste. Solange am Ende das Gesetz siegte, durfte der Täter ruhig menschlich gezeichnet werden.

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