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Kultur: Dammbruch

Die Akademie der Künste feiert 100 Jahre John Cage

Was ist der Unterschied zwischen Zufall und Zufall? Das ist die Frage, wenn man Iannis Xenakis und John Cage, zwei der wichtigsten Komponisten der Nachkriegsmoderne, nebeneinanderstellt. Beide arbeiten mit dem Zufall, doch nach verschiedenen Gesetzen. Die Ausstellung „Kontrolle und Zukunft – Iannis Xenakis“ in der Akademie der Künste am Hanseatenweg gibt einen Einblick in das außergewöhnliche Werk des griechischen Komponisten und Architekten, der zwei Disziplinen so konsequent in Wechselwirkung bringt. Fotos, Filme und Schriften öffnen das Universum des visionären Künstlers.

Im dunklen Nebenraum der extreme Kontrast: Tacita Deans Installation „Merce Cunningham performs STILLNESS“. In sechs simultan laufenden Einstellungen zeigt der Film den Choreografen zu Cages bahnbrechendem Stück „4’33“. Die bis zum Boden reichenden Leinwände suggerieren, Cunningham sitze wirklich im Raum. Wunderschön und bewegend. „Dies ist nicht Cage“, liest man in großen Lettern, wenn man schließlich den „Raum für John Cage“ betritt. Im Rahmen von „A year from Monday“ steht er ein Jahr lang Künstlern zur Verfügung. Sie sollen an Cage erinnern, den Aufbruch der Sechziger reflektieren und sich fragen, was dieser Aufbruch bedeutet.

Diese Frage stand auch am Sonntagabend im Raum, als dem Jazzsaxophonisten Peter Brötzmann der lang verdiente Albert-Mangelsdorff-Preis 2011 (Deutscher Jazzpreis) verliehen wurde. Nele Hertling, Vize-Präsidentin der Akademie, erinnerte sich an die Aufbruchsjahre am Haus, die von Brötzmann maßgeblich geprägt waren. In seiner Dankesrede sagte Brötzmann, dass es in Deutschland keine Kultur für diese Musik mehr gebe.

Das Konzert seines Trios Full Blast im Anschluss war von einnehmender Direktheit. Improvisation ohne Willkür. Mit Bassist Marino Pliakas und Schlagzeuger Michael Wertmüller baute Brötzmann solch intensive Phrasen auf, dass man meinte, es breche ein Staudamm. In einem Workshop wollen Brötzmann, Pliakas und Wertmüller diese Woche ihr Können an eine jüngere Generation weitergeben. Bis kommenden Freitag finden jeden Abend um 21 Uhr öffentliche Konzerte mit Full Blast und Musikern der Berliner freien Szene in der Akademie der Künste am Hanseatenweg statt. Barbara Eckle

Die Ausstellung ist noch bis zum 27.11. zu sehen, die Installation bis zum 3.10. Weitere Infos auf www.adk.de/cage

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