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Kultur: Das Ensetzen der gnädigen Frau

Die Komische Oper ist nicht nur eine gute Adresse für Musiktheater, sondern auch fürs Sinfoniekonzert bürgerlicher Prägung. Zum ersten Konzert der Saison tischte man Bewährtes auf: Gerhard Oppitz war Solist in Mozarts großem C-Dur Klavierkonzert KV 467 und als Dirigent stand Zoltán Peskó bei Bruckners neunter Sinfonie im Mittelpunkt der Abonnentenneugier.

Die Komische Oper ist nicht nur eine gute Adresse für Musiktheater, sondern auch fürs Sinfoniekonzert bürgerlicher Prägung. Zum ersten Konzert der Saison tischte man Bewährtes auf: Gerhard Oppitz war Solist in Mozarts großem C-Dur Klavierkonzert KV 467 und als Dirigent stand Zoltán Peskó bei Bruckners neunter Sinfonie im Mittelpunkt der Abonnentenneugier.

Erfreulich der Eindruck, den die Orchestereinleitung zum Klavierkonzert machte: sorgsam war das Haus bestellt, geschmackvoll der markante Themenkopf ins rechte Licht gerückt worden, während die Stimmen in Mozarts reichem Orchestersatz glänzten, als seien sie soeben einzeln nachpoliert worden. Doch schon mit dem ersten Lauf im Klavier wischte Oppitz über die saubere Oberfläche wie die gnädige Frau über die Prunkmöbel - und siehe da: zur Bestürzung des beflissenen Dienstmädchens blieb ein wenig Staub am herrschaftlichen Finger hängen. Denn mit der Feinheit von Oppitz leise glitzernden Läufen, der zarten Beseelung, die er dem zweiten Thema verlieh, ja, selbst mit der orchestralen Farbigkeit seines Anschlags konnte das Ensemble nicht mithalten. Allein im zweiten Satz stimmte die Balance; besonders in den rhythmischen Spannungen zwischen Dreier- und Vierermetren, die sich zwischen Orchester und Solist ergeben, erwiesen sich die Musiker der Komischen Oper als gleichgewichtige Partner.

Unbelastet von Vergleichen freute man sich auf Bruckners unvollendetes Spätwerk. Doch auch hier lagen Glanz und Elend dicht bei einander. Man musste nicht die These vertreten, dass sich Bruckner bei den blockhaft wirkenden Registerwechseln seiner Sinfonien vom Orgelklang inspirieren liess, um sich für die Aufführung eine kirchlich hallendere statt der trockenen Akustik des Hauses zu wünschen. Denn so souverän sich das Orchester im Tuttiklang zeigte: in den piano-Passagen wurden alle Unsicherheiten (am deutlichsten im Scherzo bei den Holzbläsern) gnadenlos offengelegt - so dass der mit geschlossenen Augen lauschende Brucknerfreund bei seinem Höhenflug immer wieder unsanft in emotionale Luftlöcher fallen musste.

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