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Kultur: Das fliegende System

Ein fliegender Teppich? Ein Ameisenheer?

Ein fliegender Teppich? Ein Ameisenheer? Aus der Rauminstallation von Markus Krieger in der Galerie meinblau wird man so schnell nicht schlau. In einem feingliedrigen drei mal sechs Meter großen Gitternetz sind 500 Kleinmotoren miteinander verbunden, die sich alle in ihrem eigenen Rythmus bewegen. Das Ganze hängt an feinen Gummibändern, die an der Decke befestigt sind. Mal stehen sie still, mal rotieren sie heftig. So ensteht eine das ganze Konstrukt bewegende, fast meditativ anmutende Schwingung, die den Teppich fliegen oder die Ameisen rennen läßt.

Markus Krieger verfolgt eine Idee, die ihn schon länger beschäftigt: kybernetische, autoaktive Systeme. So präsentierte er vor zwei Jahren im Postfuhramt 36 sich gegenseitig beeinflussende Motoren. Zuvor war er in der Berliner aktions galerie mit drei auf dem Boden stehenden, von Gummibändern gehaltenen Holzstäben vertreten, die von einem Motor in sanfte Schwingungen versetzt wurden. Systeme, die sich selbst beeinflussen. "Lange Zeit wußte ich bloß nicht, wie ich das vom Material her realisieren sollte." Die Gummibänder etwa stammen nicht aus der Fabrik, sondern wurden vom Künstler einzeln Expanderseilen entnommen, die Winkel auf den Motoren hat er von Hand gebogen. Für den 30jährigen in Bayern geborenen Künstler, der rund zehn Jahren in Berlin lebt , macht den Reiz der Installation der "autistische Touch" aus. "Die leben davon, daß man sie anguckt. Die rotieren vollkommen introvertiert vor sich hin."

"Die", das sind kleine Motoren mit beweglichen Winkelaufsätzen. Sobald Krieger die auf der Galerie plazierten, deutlich sichtbaren Netzgeräte einstöpselt, beginnen sie ihr Eigenleben. "Da ist nichts gefaked. Obwohl man sieht, was es ist, bekommt es eine Magie", stellt Krieger zu Recht fest. Dieses "Es" scheint den zurückhaltenden Künstler immer wieder selbst zu erstaunen, wenn es eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Beeinflußt von den Minimalisten der 60er Jahre stehe das Objekt für sich allein ein: "Das System will nichts außer sich selbst."

Noch bis zum 18. Juli zu sehen. Galerie meinblau, Christinenstraße 18/19, Dienstag bis Sonnabend 17 - 21 Uhr, Sonntag 15 - 19 Uhr.

KATJA WINCKLER

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