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Kultur: Das Forum bleibt leer

Eine

von Bernhard Schulz

Ja, die Staatsoper bleibt, beteuern die rot-roten Unterhändler. Nur das Geld für die Renovierung fehlt Berlin – und damit die Chance, den zugesagten Zuschuss des Bundes mitzunehmen. Selbsttrost der Politiker: Es wird ja auch künftige Haushalte geben. Dann aber! Unterdessen beginnt sich die Koalition stillschweigend vom Humboldt-Forum zu verabschieden. Natürlich hätte man es gerne. Was man eben so sagt, wenn man den Eigenbeitrag nicht aufbringen kann.

Was immer nun am Schlossplatz passiert, so die Botschaft, der Bund möge es bitteschön alleine richten. Das ist insofern logisch, als die Museumseinrichtungen der Spreeinsel ohnehin vom Bund finanziert werden und der Hauptnutzer des Humboldt-Forums genau diese Staatlichen Museen sein sollen. Aber eben nicht allein. Die Verknüpfung mit der Humboldt-Universität würde dem Forum eine ganz neue Qualität verschaffen, emphatisch gesprochen: Kunst und Wissenschaft, sinnliche und geistige Erkenntnis wieder zusammenführen.

Welche Auswirkungen die – notwendige – Sparpolitik im geistigen Bereich haben wird, zeichnet sich ab. Berlin wird sich auf eine halbwegs funktionierende Stadt- und Sozialverwaltung beschränken. Das kulturelle Kapital wird fallen gelassen. Der Bund mag es aufheben. Was ein Humboldt-Forum für Berlin und die gesamte Bundesrepublik leisten könnte, lässt sich mit Blick auf Hauptstädte wie London oder Paris erahnen, die längst Brennpunkte des interkulturellen Austauschs sind. Deutschland mag Militäreinsätze in fernen Ländern unternehmen, um seiner gewachsenen Verantwortung gerecht zu werden. Wenn es nicht zugleich geistigen Einsatz zeigt, wird es im globalen Diskurs kein Gehör finden. Die bundesweite Häme nach dem Karlsruher Urteil macht die Frage immer dringlicher, was dieses Land von seiner Kapitale erwarten will. Es wird Zeit für einen zweiten Hauptstadtbeschluss.

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