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Kultur: Das Glück der Provinz

Zwei Tafeln von Fra Angelico in England versteigert

Eine märchenhafte Kunstmarktepisode fand im Auktionshaus Duke’s im englischen Dorchester ihren Abschluss: Mit erlösendem Hammerschlag verkaufte Auktionator Guy Schwinge zwei fast 200 Jahre verschollene Goldgrundtäfelchen des Fra Angelico, jeweils 38 Zentimeter hoch und zwölf Zentimeter breit, mit Aufgeld für knapp zwei Millionen Pfund oder drei Millionen Euro.

In den vollen Saal war man nur zum Staunen gekommen. Vier Bieter machten die Sache per Telefon aus, wobei sich ein „Europäer“ laut Schwinge gegen die italienische Museumsverwaltung durchsetzte. Der Auktionator mochte sein Glück nicht fassen: Noch nie hat ein englischer Provinzauktionator ein so teueres Bild verkauft. In den letzten Jahrzehnten kamen nur zwei, drei Tafeln des sanften Malermönches (ca. 1400-1455) auf den Markt, die ernsthaft behaupten konnten, von Fra Angelico zu stammen. Vor vier Jahren wurde in Italien eine kleine Kreuzigung für 1,2 Millionen Euro versteigert. Aber von den beiden hageren Dominikanermönchen, die auf kleinen Wölkchen schweben, weiß man genau, wo sie hingehören: zu dem vermutlich 1810 unter Napoleon abmontierten und in alle Winde zerstreuten Altar von San Marco in Florenz, dem Kloster, in dem der Maler selbst Mönchszellen ausmalte und wo heute seine wichtigsten Werke ausgestellt sind.

Wie der Markt die Kunst in alle Welt zerstreut, findet er sie eben auch wieder: Drei der vermutlich acht Heiligen des Altars landeten im Lindenau Museum in Altenburg, die beiden nun verkauften hingen hinter der Schlafzimmertür der Oxforder Bibliothekarin Jean Preston. Ihr Vater hatte sie 1965 in den USA für ein paar Hundert Dollar gekauft, angeblich von den Nachfahren einer gewissen Hilda Brown, die sie 1924 von ihrem Schweizer Mann bekam.

Erst kurz vor ihrem Tod im vergangenen Jahr erfuhr Jean Preston von einem befreundeten Kunsthistoriker, was sie da drei Jahrzehnte lang im Schlafzimmer hatte. Stolz, aber nicht übermäßig beeindruckt soll sie gewesen sein. Denn sie wusste schon immer, dass es außergewöhnliche Tafeln waren. Und darauf kommt es an.

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