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Kultur: Das gute Gewissen

DISKUSSION 2

Friedrich Christian Flick, Multimillionär mit Wohnsitz Schweiz, will seine Sammlung zeitgenössischer Kunst von kommendem Jahr an befristet in Berlin zeigen. So weit, so gut. Nur ist Flick nicht irgendwer, sondern Träger eines belasteten Namens. Sein Großvater hat vor und im „Dritten Reich“ viel Geld verdient, in letzterem auch durch Ausbeutung von Zwangsarbeitern; später dann in der Bundesrepublik. Der Enkel erbte einen Teil des Vermögens, mehrte es und wurde zum Großsammler – Anlass genug, ihn und seine Sammlung in Zürich zu vergraulen. In Berlin wurde eine vergleichbar moralische Debatte über Recht und Unrecht der Flickschen Kunstsammlung bislang nicht geführt.

Am gestrigen Sonntag nun lud eine „Gruppe 10“ ins Berliner Ensemble ein, um das Versäumnis in einer Podiumsdiskussion unter Leitung der durch ihr Engagement fürs Holocaust-Mehnmal hinreichend ausgewiesenen Lea Rosh zu erörtern. Kultursenator Thomas Flierl war anwesend, der sein billigendes Stillschweigen nur mühsam gegenüber den Angriffen der Moralfraktion zu behaupten wusste; ebenso sein Vorvorgänger Christoph Stölzl, derzeit CDU-Landesvorsitzender im Abgang, der die Person Flick streng von der selbstverständlichen Pflicht zur Aufklärung trennte, die allein dem Staat obliege. Überhaupt mochte sich niemand an der Person Flick vergreifen. Es ging auch Bedenkenträgern wie der Berliner Grünen-Kultursprecherin Alice Ströver lediglich darum, die Geschichte des Flickschen Reichtums innerhalb der kommenden Ausstellung zu dokumentieren. Oder doch um mehr? Hilde Schramm von der „Stiftung ,Zurückgeben‘“ sagte es rundheraus: „Wenn er schon sammelt, dann soll er’s schenken!“ Denn einem geschenkten Gaul, nicht wahr, schaut man nicht ins Maul.

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