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Kultur: Das hält kein Mann aus

OPER

Das Messer steckt im Herzen. Wie in der Arena nebenan der Stier, so stirbt Carmen von der Hand des Don José. Eine eindrucksvolle Studentenaufführung der Bizet-Oper in der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ (wieder am 14. und 17.7. um 19 Uhr, Studiosaal Charlottenstraße 55). Andreas Prohaska inszeniert eine Kurzfassung, die geschickt Handlungsstränge vereinfacht und das Opernorchester durch einen Konzertflügel ersetzt. Viel Verantwortung für den angehenden Pianisten Arno Waschk, der in den Vorspielen energischer musiziert als in seiner manchmal spannungsarm absolvierten Begleiter-Rolle. Ulrich Metzger dirigiert ein wendiges Ensemble: Eric Remmers singt den Don José mit schlanker Tenorstimme, Hakon Schaub den Torero Escamillo mit verblüffend volltönendem Bariton. Musikalisch aber haben die Frauen die Hosen an: Hyun-Ae Kim in der Rolle der lammfrommen Micaela, überzeugt mit einem Sopran, der schimmert wie ihr unschuldsweißes Kleid (Kostüme: Suse Reeg). Sehr sinnlich der Mezzo von Kismara Pessati. Beeindruckend ihr stimmlicher Umfang: Die Gipfeltöne gleißen, und wenn sich Carmen die todkündenden Karten legt, greift die Sängerin in gruftig-voluminöse Alttiefen hinab. Die von Judith Rudolf mit einfachen Mitteln atmosphärisch ausgestattete Bühne gehört Carmen: Wenn Kismara Pessati zum Koloraturgesang souverän die Kastagnetten und die Hüften schwingt. So sexy, das hält kein Mann aus.

Jens Hinrichsen

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