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Kultur: Das kanadische Ensemble "Tafelmusik" mit Nathalie Stutzmann bot gehobene Unterhaltungsmusik

Zugaben laufen eigentlich außer Konkurrenz. Gewöhnlich wird die Nachspielzeit eines Konzerts in Texten wie diesem nicht besprochen.

Zugaben laufen eigentlich außer Konkurrenz. Gewöhnlich wird die Nachspielzeit eines Konzerts in Texten wie diesem nicht besprochen. Was aber tun, wenn die Zugabe der beeindruckendste Teil des Konzerts ist, wie beim Auftritt Nathalie Stutzmanns im Konzerthaus am Gendarmenmarkt? Wenn die Mezzosopranistin aus Händels "Ombra mai fu" maximale Affektsteigerung herauskitzelt, hinreißend in der stilsicher zurückhaltenden Ausschmückung, perfekt in der technischen Ausführung? Das muss natürlich erwähnt werden.

Denn der Schwerpunkt ihrer Arienauswahl aus Opern, die Georg Friedrich Händel für den Star-Kastraten Senesino schrieb, lag auf koloraturfreudigen Virtuosenstücken wie dem berühmten "Vivi tiranno" aus "Rodelinda". In diesen hochdramatischen Imponierstücken fehlte es ihr zwar nicht an technischer Akuratesse, aber doch an der letzten Brillanz und Durchschlagskraft, um die Zuhörer zu überwältigen.

Die Selbstmordarie "Stille amare" aus "Tolomeo" hingegen sang sie mit jener schweren Süße, mit der Melancholie der unerwiderten Liebe, die unmittelbar trifft, weil sie auf fein dosierte künstlerische Mittel setzt. Zuvor hatte das kanadische Ensemble "Tafelmusik" unter Leitung der Konzertmeisterin Jeanne Lamon Händels fünftes Concerto Grosso mit angemessener Leichtigkeit als gehobene Unterhaltungsmusik dargeboten, ein Tonfall, der auch den Ballettmusiken aus "Alcina" gut bekommt, in denen allenfalls zu hören ist, dass auch Händel mit seinem Genie recht ökonomisch umging.

Spannender als die ausgewählten Orchesterstücke Georg Friedrich Händels gelingt die kapriziöse Sinfonia des Dresdner Kapellmeisters Jan Dismas Zelenka. In kleinen Soloausbrüchen zeigen die Musiker im raschen Fluss und mit pointierter Rhythmik, wie viel mehr Spaß die bizarren Einfälle des noch immer unterschätzten sächsischen Hofkapellmeisters dem unakademisch musizierfreudigen Ensemble machen.

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