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Kultur: Das offene Tor

KLASSIK (1)

„Klangbrücken“ zu bauen, ist eine Programmidee, die das Rundfunk-Sinfonieor chester Berlin mit seinem Chefdirigenten Marek Janowski in der Spielzeit 2004/2005 weiterführen wird. Die Pfeiler dieser spezifischen Brücken stehen in einem Niemandsland zwischen großer Sinfonik und vertrauter Kammermusik. Der Fokus der künftigen Serie soll neben kleineren Werken von Schubert auf dem kammermusikalischen Schaffen von Karl Amadeus Hartmann liegen, dessen Geburtstag sich 2005 zum 100. Mal jährt. Versteht sich, dass solche Brücken keine breiten Verkehrswege sind. Auch die werden beim RSB naturgemäß nicht vermieden. Wer aber Lust hat, Verborgenes zu entdecken, der wird die mit DeutschlandRadio veranstaltete Konzertreihe im Kammermusiksaal der Philharmonie wiederfinden.

Das Haus des Rundfunks ist für ein zur Mitte der Stadt drängendes Publikum ins bezirkliche Abseits geraten. Ein kleiner Hörerkreis indes dankt mit nachhaltigem Beifall für die Klangbrücke zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert. Denn die beiden „Pariser“ Haydn-Sinfonien Nr. 86 und 83 werden von Janowski gespannt aus ihren Satzcharakteren entwickelt: mitreißend die Ecksätze, das Trio der Nr. 86 wienerisch, das Capriccio/Largo als ein wundersamer Versuch über die Langsamkeit. Aus den „Kammermusiken“ von Hindemith blitzen die Zwanzigerjahre. In der Nr. 3 dialogisieren zehn exzellente Orchestersolisten in vertrackter, reizender Kontrapunktik mit dem Melodienspiel des Solocellisten Wolfgang E. Schmidt. Der im Barock beliebten Viola d’amore erblüht keine „Himmelsschlüsselblume“ mehr wie bei Bach, da Hindemiths Nr. 6 das Instrument in Gefilde moderner Virtuosität führt. Darin triumphiert der Ex-Philharmoniker Wolfram Christ.

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