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Kultur: De Kooning, Rothko, Bacon: goldener Auktionsherbst in New York

Es war ein großer Abend, als in dieser Woche bei Sotheby’s in New York 69 Werke der Nachkriegskunst versteigert wurden. Mit sieben Auktionsrekorden und einem Gesamterlös von über 74,5 Millionen Dollar erreichte die Versteigerung Dimensionen der florierenden Achtzigerjahre, als im Kunstmarkt die Welt noch in Ordnung war.

Es war ein großer Abend, als in dieser Woche bei Sotheby’s in New York 69 Werke der Nachkriegskunst versteigert wurden. Mit sieben Auktionsrekorden und einem Gesamterlös von über 74,5 Millionen Dollar erreichte die Versteigerung Dimensionen der florierenden Achtzigerjahre, als im Kunstmarkt die Welt noch in Ordnung war. Nach den außerordentlich erfolgreichen Versteigerungen impressionistischer und moderner Kunst in der Vorwoche und einem euphorischen Auftakt der Auktionswoche bei Christie’s bestätigte sich bei Sotheby’s der Aufwärtstrend auf dem hochpreisigen internationalen Markt. Dabei reüssierten nicht allein die bekannten Heroen der Nachkriegskunst. Zwar spielte Willem de Koonings abstraktes Landschaftsbild „Spike’s Folly 1“ erwartungsgemäß stolze 11,2 Millionen Dollar ein, und für Mark Rothkos „No. 8 (White Stripe)“ musste eine New Yorker Galerie 8,8 Millionen Dollar aufbringen – aber es gab auch Überraschungen. Gleich bei dem Los mit der Nummer 1 etwa, das zu einer Wandskulptur der amerikanischen Künstlerin Lee Bontecou gehörte – in den Sechzigerjahren die einzige Frau, die von der legendären Galerie Leo Castelli vertreten wurde. Das um 1959 entstandene, unbetitelte Werk aus Stahl- und Leinwandelementen, die mit Kupferdraht vernäht wurden, konnte mit einem Preis von 456 000 Dollar seinen geschätzten Höchstwert versechsfachen. Einen neuen Auktionsrekord gab es auch für die große Agnes Martin, die mit fünf Einzelwerken in der Auktion vertreten war. 2,5 Millionen Dollar erzielte „Leaves“, eine für die Amerikanerin typische Arbeit aus dem Jahr 1966: Durch die regelmäßigen, per Hand gezeichneten Bleistiftlinien entsteht auf der Leinwand eine zarte, scheinbar schwebende Struktur. Insgesamt überstiegen 19 Werke die magische Grenze von einer Million Dollar. Darunter natürlich auch Francis Bacons 1965 entstandene Gemälde „Three Studies for Portrait of Lucian Freud“ (unsere Abbildung, Foto: Sotheby’s), das 3,8 Millionen Dollar erzielte. Immer wieder haben sich die Künstler gegenseitig gemalt, aber selten wurde die Intensität der Freundschaft so kraftvoll eingefangen.

Katrin Wittneven

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