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Das jetzige Filmhaus mit Kinemathek, Filmmuseum, Arsenal-Kino und der Filmhochschule Dffb platzt aus allen Nähten.

© Stiftung Deutsche Kinemathek/Marian Stefanowski

Debatte im Kino Delphi Lux: Neues Filmhaus Berlin: Wirtschaftszentrum oder offenes Haus?

Die Berliner CDU lud zur ersten öffentlichen Diskussion über ein künftiges Filmhaus. Die einen wollen die Filmwirtschaft dabei haben, die anderen wünschen sich ein lebendiges Zentrum fürs Publikum. Und was ist mit der Berlinale?

Von Andreas Busche

Jamaika ist überall. Auch im neuen Kino Delphi Lux zeichnet sich nach dem Scheitern der Sondierungsgespräche am Montagabend Ratlosigkeit auf den Gesichtern ab. Die Berliner CDU-Fraktion hat zur Diskussion über das geplante Filmhaus geladen. Auf dem Podium: der kulturpolitische Sprecher Robbin Juhnke, der haushalts- und medienpolitische Sprecher Christian Goiny – die beiden hatten bereits ein Konzeptpapier für den Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses vorbereitet und den Hashtag #neuesfilmhausberlin eingerichtet –, Medienboard-Chefin Kirsten Niehuus und Kinematheksdirektor Rainer Rother, der die Evaluation 2014 angeregt hatte. Der Stuhl von Berlinale-Chef Dieter Kosslick bleibt zunächst leer.

Moderator Juhnke begrüßt den Aktionismus seiner Partei – das Papier für die wann auch immer stattfindenden Koalitionsverhandlungen sei somit schon fertig. Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatte angekündigt, für die Aufnahme des Filmhauses in den Koalitionsvertrag werben zu wollen. Scheitern als Chance gewissermaßen.

Als Kosslick mit viertelstündiger Verspätung hinzustößt, weiß er zu berichten, dass die zweijährigen Verhandlungen über eine Verlängerung des Mietvertrags am Potsdamer Platz abgeschlossen sind. Nach aktuellem Stand kann die Berlinale ihre Räumlichkeiten bis 2022 weiternutzen. Der Investor, so Kosslick, zeigte außerdem Interesse über einen weiteren Verbleib des Berlinale-Palasts. Das Herzstück des Festivals also nicht in einem künftigen Filmhaus? Kosslick weiß, wie man einen Auftritt hinlegt.

Senatskanzleichef Böhning möchte auch die Games-Sammlung unterbringen

Das Filmhaus, in dem die Deutsche Kinemathek mit dem Filmmuseum, das Arsenal-Kino (beides Einrichtungen des Bundes), die Berlinale, die Filmhochschule Dffb und vielleicht auch die Deutsche Filmakademie ein neues Zuhause finden sollen, hat sich zum Politikum entwickelt. Zuletzt schaltete sich im Tagesspiegel Senatskanzleichef Björn Böhning (SPD) mit der Forderung nach einem „Medienhaus“ und der zusätzlichen Unterbringung der Games-Sammlung ein. Rainer Rother begrüßt das Engagement des Senats, der sich bisher oft passiv verhielt, wenn es um gemeinsame Verantwortlichkeiten von Berlin und Bund ging. Ein Filmhaus müsse sich auch wirtschaftlich rechnen, so Goiny: Die Jahresmiete für das jetzige Bürohaus mit Kinemathek und Dffb am Potsdamer Platz betrage 4,6 Millionen Euro, Tendenz steigend.

Die CDU nennt das Medienboard einen wichtigen Partner für das Projekt

Die CDU legt an diesem Abend eine eigene Agenda offen, was auch die etwas überraschende Teilnahme von Niehuus erklärt. Juhnke und Goiny sehen das Medienboard als wichtigen Partner für das Projekt, möglicherweise auch die Filmförderanstalt, die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft sowie Produktionsfirmen. Wie so ein Kraut-und-Rüben-Konzept genau aussehen soll, erklärt Goiny zwar nicht, aber Niehuus zeigt sich nach anfänglichen schnippischen Bemerkungen, weil das Medienboard bislang nicht involviert war, doch gnädig. Ob das Filmhaus als symbolträchtiger Bau für den Wirtschaftsstandort Berlin fungieren soll, wie die CDU es sich vorstellt, oder als lebendiger Filmort für die Öffentlichkeit, an dieser Frage scheiden sich die Geister. Im Frühjahr 2018 soll das Ergebnis der Machbarkeitsstudie vorgelegt werden. Heiß umkämpft ist das Filmhaus schon jetzt.

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