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Kultur: Den Traum aller Nixen träumen

Kleine Schälchen mit Gummibärchen gleiten wie von Geisterhand über den Tisch - zur Stärkung. Dann ertönt unter dem Tischtuch ein Kichern und Lachen.

Kleine Schälchen mit Gummibärchen gleiten wie von Geisterhand über den Tisch - zur Stärkung. Dann ertönt unter dem Tischtuch ein Kichern und Lachen. Plötzlich stecken zwei Menschen ihre Köpfe durch die Schlitze im Tischtuch: "Kommt mit", rufen Anne und Thierry, die Schauspieler im Schuppenkostüm: "Unter uns ist das Meer."

Knapp dreißig zwei- und dreijährige Kinder sitzen um einen großen Tisch auf der Spielfläche des Puppentheaters Schaubude. Einigen wird es mulmig. Ein zweijähriges Mädchen mit blonden Rattenschwänzen weint, ein Junge klammert sich an seine Kita-Erzieherin und weigert sich hartnäckig unter den Tisch zu kriechen. Doch die meisten Kinder überwinden ihre Scheu und lassen sich vorsichtig unters Tischtuch gleiten, hinab in die Unterwasserwelt der "ACTA-Compagnie". Meeresrauschen und leises Kling-Klang lullen die Kinder ein. Zwischen ihnen kugeln sich der Nix Thierry und die Nixe Anne über den weich gepolsterten Boden. Die beiden träumen den Traum aller Nixen: Sie würden gerne wie die Kinder auf Füßen laufen.

Mit ihrem Theaterstück "Sous la table", ("Unter dem Tisch") eröffnete die Pariser Gruppe um die Regisseurin Agnès Desfosses gestern das einwöchige Festival "Theater für die ganz Kleinen" in der Schaubude. Jede der sechs eingeladenen Gruppen spricht Kinder zwischen eineinhalb und vier Jahren an, eine Altersgruppe, die normalerweise noch zu jung fürs Kindertheater ist. Denn in diesem Alter sitzen Kinder nicht still, sie quengeln schon mal und haben Angst vor Unbekanntem.

Theatermacher müssen damit umgehen können, wie die Pariser Gruppe um Agnès Desfosses. Kein Kind muss bei irgendetwas mitmachen. "Es geht um einen ersten Kontakt der Kinder mit dem Theater", sagt Silvia Brendenal, Künstlerische Leiterin der Schaubude und Organisatorin des Festivals, "darum, dass die Kinder eine Beziehung zu den Schauspielern aufbauen". Was ihr an "Sous la table" besonders gefällt: "Es ist kein didaktisches Theater, sondern sehr sensitiv." Die Kinder können unter dem Tisch umher krabbeln, zur Begrüßung bemalen ihnen Anne und Thierry die Finger und zum Schluss tanzen Nix, Nixe und die Kleinen zum Rhythmus einer Trommel.

"Es besteht ein ungeheurer Bedarf an Theater für die ganz Kleinen", erklärt Silvia Brendenal, doch das Angebot in Berlin richte sich fast ausschließlich an ältere Kinder. Das einwöchige Festival sei ein erster Versuch, diese Lücke auch im Programm der Schaubude zu schließen. Bis Sonntag treten noch fünf Theatergruppen aus Frankreich, Italien und Berlin auf. Darunter die Compagnie Mediane mit "Mathildas Tanz" und der Frage, was eigentlich die Großen machten als sie klein waren, und die französisch-italienische Koproduktion "Das Lied vom Wasser", ein sinnliches Spiel mit den Elementen. Als einzige Berliner Gruppe nimmt das Puppentheater auf der Zitadelle teil. In "Wo ist mein Bär?" macht sich das Mädchen Rosa auf die Suche nach ihrem Teddy und kommt dabei über den Nordpol bis nach Afrika. Als einzige Produktion wird sie auch nach dem Festival noch in der Schaubude zu sehen sein.Die Schaubude, Greifswalder Straße 81 - 84. "Kleine Vögel", am Freitag, 15. Oktober, um 10 Uhr, und am Samstag, 16. Oktober, 11 Uhr. "Das Lied vom Wasser", am Freitag, 15. Oktober, um 15 Uhr, und am Samstag, 16. Oktober, um 15 Uhr, "Wo ist mein Bär?", am Sonntag, 17. Oktober, um 11 und 15 Uhr.

Iris Brennberger-Zens

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