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DENKEN: Hip, hipper, Hippies, hurra

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun?

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und: Was ist der Mensch? Wir beantworten sie, nicht immer ganz ernst gemeint, mit dem Hinweis auf eine empfehlenswerte Veranstaltung im Vortrags-, Lesungs- und Debattendickicht Berlins – und auf den Menschen, der dahintersteht.

Was kann ich wissen?

Der Chemiker und Nobelpreisträger Paul J. Crutzen rief um die Jahrtausendwende ein neues geologisches Erdzeitalter aus: das „Anthropozän“. Es bedeutet, dass der Mensch die Natur formt. Die Resultate: Artensterben, Ressourcenausbeutung, Vermüllung des Planeten. Dabei sah dieser so schön aus auf dem „Whole Earth Catalog“: Herausgeber Stewart Brand hatte 1968 die NASA zur Herausgabe der ersten Satellitenbilder gezwungen und das Cover seines Kataloges damit illustriert. Brand war Teil der kalifornischen Gegenkultur, die in den sechziger und siebziger Jahren Weltverbesserung, Esoterik und Kybernetik verband. Die Ausstellung The Whole Earth – Kalifornien und das Verschwinden des Außen rekonstruiert, wie dieses Erbe der Gegenkultur die kapitalistische Gegenwart im Anthropozän prägt.

Was soll ich tun?

Mich unter the-whole-earth@hkw.de anmelden zur „Whole-Earth-Konferenz“, die am Freitag ab 18 Uhr und am Samstag ab 14 Uhr im Haus der Kulturen der Welt stattfindet (John-Foster-Dulles-Allee 10).

Was darf ich hoffen?

Am Freitag auf Ein- und Ansichten: Fred Turner, Professor für Kommunikation an der Stanford University, rekonstruiert die Entwicklung der Counterculture zur Cyberculture. Alex Slade zeigt Fotografien kalifornischer Landschaften, abschließend diskutieren beide mit Anselm Franke und Diedrich Diederichsen, den Kuratoren der Ausstellung. Am Samstag Aussichten: Die Soziologin Avery Gordon, der Kunsthistoriker Lars Bang Larsen und der Medientheoretiker Laurence Rickels sprechen über „Kybernetik und Ganzheitlichkeit“, die Kulturwissenschaftlerin Mercedes Bunz, die Theoretikerin Katja Diefenbach und der Kunsthistoriker Tom Holert über „Strukturanpassungen“ – den Einbau gegenkultureller Errungenschaften in Wirtschaft, Politik und Pädagogik. Hat Kybernetik gar das Ende der Philosophie eingeläutet? Dies beantworten Hans-Christan Dany, Erich Hörl und die Philosophin Eva Meyer.

Was ist der Mensch?

Sollten die Menschengesichter, die seit einiger Zeit auf Litfaßsäulen die Frage „Ist das Anthropozän schön?“ illustrieren, Vertreter desselben sein, dann firmiert der mehrheitlich männliche Mensch dieses Zeitalters optisch als Mischung aus Kabuki-Theater und Kindergeburtstag, dazu trägt er Bürohemden. Elke Brüns

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