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Kultur: Der Eulenmann

Zum Tod des Grafikers Celestino Piatti

Über drei Jahrzehnte lang gab er den Büchern des Deutschen Taschenbuchverlags (dtv) in München ihr unverwechselbares Gesicht. Sie schenkten ihm dafür einen Ruhm im allgemeinen Bewusstsein, wie ihn kein zweiter Gebrauchsgrafiker seiner Zeit erlangt haben dürfte. Celestino Piatti gestaltete seit der Gründung des Verlags 1960/61 mehr als 6000 Cover für die laminierten dtv-Bände: kleine Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen und Collagen auf weißem Grund, die von einer einheitlichen Titeltypographie lebten. Dazu war er verantwortlich für das gesamte visuelle Erscheinungsbild des Verlags – von der Vorschau bis zum Briefbogen.

Piatti, am 5. Januar 1922 geboren, stammte aus Wangen im Kanton Zürich, und er wäre sicher auch mit seinen freien Arbeiten, den Bilderbüchern, Skulpturen und vielfach ausgezeichneten Künstlerplakaten ein berühmter Mann geworden. Doch beide Bereiche befruchteten einander unaufhörlich. Ob eine Uhrenedition, Schweizer Briefmarken oder keramische Arbeiten: Piattis Fleiß war unerschöpflich. Nur sein Formenvokabular blieb im Dienste des Wiedererkennungseffekts begrenzt – und kein Motiv hat er wohl öfter variiert als die Eule, sein Weisheit symbolisierendes Lieblingstier.

Mit dem sich verändernden Buchmarkt Mitte der neunziger Jahre endete auch Piattis große Zeit als Buchillustrator. Sein kräftig konturierter Strich aber wird uns noch Jahrzehnte begleiten. Am vergangenen Montag ist Celestino Piatti, wie erst jetzt bekannt wurde, im Alter von 85 Jahren gestorben. dotz

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