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Kultur: Der Freiheit entgegen - Nachdenken über Deutschland

Deutschland, Freiheit, Humanität - um diese Themen kreisten die Werke, mit denen das Deutsche Symphonie-Orchester in der Philharmonie auftrat. Im Zentrum stand das "Deutsche Stück mit Hamlet" für Mezzosopran, Bariton und Orchester, das Wolfgang Rihm für die Frankfurter 150-Jahr-Feiern zur Revolution von 1848 geschrieben hat.

Deutschland, Freiheit, Humanität - um diese Themen kreisten die Werke, mit denen das Deutsche Symphonie-Orchester in der Philharmonie auftrat. Im Zentrum stand das "Deutsche Stück mit Hamlet" für Mezzosopran, Bariton und Orchester, das Wolfgang Rihm für die Frankfurter 150-Jahr-Feiern zur Revolution von 1848 geschrieben hat. Lang und vielfältig ist die Liste der vertonten Autoren: Mühsam, Goethe, Herwegh, Freiligrath, Müller, Heine, Benn und Hölderlin hat Rihm in der etwa 25-minütigen Komposition vereint. Die Faktur des Stücks ist überraschend: nicht fragmentarisch oder collagierend, nein, ganz linear hat Rihm die Texte hintereinander weg vertont und jedem eine in sich geschlossene Form gegeben (Lied, Kanon, Marsch, Duett). Durch kurze Überleitungen wird die Musik zu einem Ganzen verbunden. Einfache Rhythmik und Kantabilität lassen sie verhältnismäßig traditionell wirken und machen sie wohl recht leicht spielbar, so dass Stella Doufexis, Roman Trekel und das DSO keine große Mühe hatten, Rihms geistigen und musikalischen Rundumschlag zum Thema Deutschland eindrucksvoll zur Geltung zu bringen.

Den Anfang des hintergründig zusammengestellten Programms bildete Franz Liszts Sinfonische Dichtung "Les Préludes", deren kriegerisches Hauptthema die Nationalsozialisten einst benutzt haben - als Musik für die Rundfunkmeldungen von der Front. Im Ganzen betrachtet und mit entsprechender Beleuchtung auch der lyrisch-pastoralen Partien, ist Liszts Komposition ein romantisches Lebensbild - und so interpretierte es auch der Gastdirigent José Serebier mit dem DSO. Drei Stücke aus Hans Werner Henzes instrumentalem Requiem deuteten die Textabschnitte der lateinischen Totenmesse aus einer Perspektive reiner Menschlichkeit. Zart und eindringlich erklangen vor allem das "Agnus Dei" und das "Sanctus". Im Wechselspiel des warmen Streicherklangs mit dem reflexiv-nachhorchenden Klavier und den feierlich strahlenden Trompeten wurde vor allem der letzte Satz zu einem hymnischen Schlussgesang der Humanität. Am Ende stand mit Beethovens dritter Leonoren-Ouvertüre die Idee der Freiheit: Mit ungeheurer Intensität stürmten die Musiker durch die Episoden der Handlung, die die Ouvertüre musikalisch vorwegnimmt, der Freiheit entgegen. Für ihre herausragenden Soli hat vor allem die Flötistin ein Lob verdient.

Gregor Schmitz-Stevens

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