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Kultur: Der Kick

Fußball, Funk, Favelas: das Filmdebüt „Streets of Rio“

Brasilien: erste Assoziationen? Klar, Fußball, Karneval, Zuckerhut. Dazu hat sich in den letzten Jahren die Favela gesellt: Armenviertel ohne Staat, Heimat wildbrutaler Drogengangs, zügelloser Partys und des treibenden Baile Funk. Und somit optimale Kulisse für das Filmedrehen – auch, weil die Promotionfirma dann hinterher erzählen kann, wie gefährlich alles war. Allerdings sorgt eine gute Location nicht von selbst für Spannung, man sollte auch eine gute Geschichte zu erzählen haben. Insofern hat der deutsche Clip-Regisseur Alexander Pickl mit seinem Kino-Debüt „Streets of Rio“ über einen jungen Fußballer, der versucht, der Favela zu entkommen, zwar Mut bewiesen – insbesondere auch weil sowohl die Fußball-WM als auch „City of God“ schon gelaufen sind und bald mit „Tropa de Elite“ ein brasilianischer Favela-Thriller auf der Berlinale läuft. Doch er schafft es nicht, seinem Drama eine Richtung zu geben: Das Kickertalent Tiago (Thiago Martins) will beim Erstligaverein Fluminense unterkommen, gleichzeitig aber begeht er einen Mord, verliebt sich in die Schwester eines Gangchefs, sorgt sich um seine kranke Mutter, verliert seinen besten Freund, hat einen Bruderkonflikt auszutragen und beginnt eine zärtliche Freundschaft mit einem kleinen Drogendealer. Unter dieser Last zerbricht die Handlung. Dabei hat Pickl nicht nur beeindruckende Bilder, sondern auch starke Darsteller: junge Laienschauspieler, die ihren Figuren Glaubwürdigkeit geben. Insbesondere der Dealerknirps und Luis Mendes als schizophrener GangBoss Tubarão sind Entdeckungen. Das liegt auch daran, dass sie in der Originalfassung ihren Slang voller Fehler und Verwünschungen sprechen dürfen. Von dem ist in der deutschen Synchronfassung nichts mehr übrig. Philipp Lichterbeck

In vier Berliner Kinos

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