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Louvre-Lens, die Zweigestelle des Pariser Museums, eröffnete am 12. Dezember 2012.

© dpa

Der Louvre und seine Dependance in Lens: Von der Schwierigkeit, ein Museum zu exportieren

Vor vier Jahren eröffnete der Pariser Louvre im nordfranzösischen Lens mit viel Pomp eine Niederlassung. Das Ziel: die Region aufzuwerten. Aber längst hat das Museum mit Besucherschwund zu kämpfen.

Über 150 Millionen Euro hat die Architektur der Dependance des Pariser Louvre in Lens gekostet. Mit der spektakulären Zweigstelle, die am 12. Dezember 2012 in der nordfranzösischen Stadt eröffnet wurde, verfolgten die Initiatoren hehre Ziele: Die Niederlassung des berühmten Mutterhauses in Paris sollte in der ehemaligen Bergwerksregion als Image-Polierer und wirtschaftliches Aufputschmittel dienen - so wie das Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao. Vier Jahre nach der Eröffnung stellen die Ergebnisse das kulturelle Experiment infrage.
Zwar waren statt der erhofften 750 000 Besucher im ersten Jahr mehr als 900 000 gekommen. Doch im Jahr 2015 wurden bereits nur noch 400 000 Besucher registriert. Der Louvre-Lens muss sich etwas einfallen lassen, reagierte Daniel Percheron vor wenigen Monaten beunruhigt. Percheron war langjähriger Präsident der Region Nord-Pas-de-Calais und geistiger Vater des Projekts. „Wir verlassen die Ära der Klischees und treten in die wirtschaftliche Renaissance ein“, erklärte Percheron bei der Eröffnung 2012 siegessicher an der Seite von Präsident François Hollande. Damals wollte er aus der ehemaligen Bergbaugegend noch eine Region der Museen machen.

Trotz freiem Eintritt in der Dauerausstellung kamen immer weniger Besucher

Die Dauerausstellung in der „Galerie du Temps“, der Galerie der Zeiten, zählt die meisten Besucher. Denn im Gegensatz zu den temporären Schauen ist der Eintritt in den 3000 Quadratmeter großen Open Space, in dem mehr als 200 Meisterwerke zwischen 3000 v. Chr. bis zum Jahr 1860 ausgestellt sind, kostenlos. Man sei sich dessen bewusst, dass dies zum anfänglichen Erfolg beigetragen habe, dennoch sei das Ergebnis bemerkenswert, erklärte damals Xavier Dectot, der ehemalige Direktor des Louvre-Lens. Der freie Eintritt gilt noch bis Ende 2016. Ursprünglich sollte diese Maßnahme nur bis 2014 dauern.
Für den Wissenschaftler Jean-Michel Tobelem ist das Experiment auf dem ehemaligen Zechengelände der Stadt ein Misserfolg. Gründe dafür gibt es nach Meinung des Spezialisten für Museumsverwaltung genügend. Wesentliche Faktoren seien die geringe Attraktivität der Stadt und die mangelnde museale und pädagogische Innovationsfähigkeit, wie er der Tageszeitung „Le Monde“ sagte. Dem Museum sei es nicht gelungen, alle Volksschichten zu erreichen.

Man will bewusst keine allzu populären Themen

„Renaissance“, „Das Europa von Rubens“, „Charles le Brun, Maler des Sonnenkönigs“ und „Die Geschichte beginnt in Mesopotamien“ gehören zu den seit 2012 präsentierten Sonderausstellungen. Mit rund 150 000 Besuchern führt die Eröffnungswerkschau „Renaissance“ die Erfolgsliste an. Der Hofmaler Charles le Brun, der 30 Jahre lang für König Ludwig XIV. malte, lockte nur noch etwas mehr als 40 000 an. Natürlich wäre es einfacher, Modigliani zu zeigen oder die Mona Lisa nach Lens zu bringen, erklärte Catherine Ferrar, die Generaldirektorin der nordfranzösischen Dependance. Doch das sei nicht die Bestimmung des Louvre.

Die neue Leiterin arbeitet an einem anderen Ausstellungskonzept

Das Mutterhaus in Paris müsse sich an dem Defizit beteiligen, forderte der konservative Regionalpolitiker Jean-Pierre Bataille. Der Louvre-Lens wurde zu 60 Prozent von der Region getragen, den Rest teilten sich unter anderem der Europäische Fonds für regionale Entwicklung und die Stadt. 
Seit diesem September leitet Marie Lavandier diese erste Zweigstelle des Pariser Louvre in Frankreich. Die 46-jährige Kunsthistorikerin stand zuletzt an der Spitze der städtischen Museen von Nizza; sie arbeitet an einem neuen Ausstellungskonzept. Bis dahin stehen noch die Werkschauen ihres Vorgängers auf dem Programm, darunter im Frühjahr „Die Brüder Le Nain“, drei französische Maler aus dem 17. Jahrhundert. (dpa)

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